Häufung von Ikterus bei jungen Kälbern in Süddeutschland

Autor: A. Hafner-Marx, G. Rademacher, Martin C Langenmayer, M. Wieland, W. Klee, H. Ammer, M. Metzner, B. K. Weber
Rok vydání: 2012
Předmět:
Zdroj: Tierärztliche Praxis Ausgabe G: Großtiere / Nutztiere. 40:283-292
ISSN: 2567-5834
1434-1220
DOI: 10.1055/s-0038-1623129
Popis: Zusammenfassung Gegenstand: Zwischen September 2010 und August 2011 traten in süddeutschen Rinderbetrieben mehrere Fälle unklarer Hepatopathien bei jungen Kälbern auf. Beschrieben werden die Kasuistik von 57 Fällen und der beschrittene Weg zur Ursachenklärung. Material und Methoden: Der klinische Verlauf der Erkrankung wird anhand von 19 Patienten dargestellt. Eine epidemiologische Erhebung nach Falldefinition (Alter der Tiere 1–3 Wochen, Gesamtbilirubinkonzentration > 20 μmol/l und/oder Glutamatdehydrogenase-[GLDH-]Aktivität > 50 U/l und/oder auffälliger Leberbefund [Ikterus, Leberdystrophie, Leberzirrhose] in der Sektion) umfasste 36 Betriebe. In einem Fütterungsversuch wurden zwei Chargen eines zuvor in betroffenen Betrieben eingesetzten Diätergänzungsfuttermittels nach Herstellerangabe an vier klinisch gesunde Kälber über 5 Tage verfüttert. Vier weitere Kälber dienten als Kontrollen. Täglich erfolgte eine klinische, klinisch-chemische und hämatologische Untersuchung. Ergebnisse: Bei klinisch manifester Erkrankung treten Verhaltensauffälligkeiten (Mattigkeit, tonisch-klonische Krämpfe, Klagen kurz vor dem Verenden), Festliegen, Ikterus und auffällig heller Kot auf. In weniger stark ausgeprägten Fällen ohne klinische Symptomatik bestehen eine erhöhte Serum-Bilirubinkonzentration und/oder GLDH-Aktivität. Die Befragung in betroffenen Betrieben ergab in 54 von 57 Fällen als Gemeinsamkeit den Einsatz eines Diätergänzungsfuttermittels. Im Fütterungsversuch zeigten Versuchskälber eine signifikante (p < 0,05) Erhöhung von Bilirubin- und L-Laktat-Konzentration sowie GLDH-Aktivität im Serum ohne schwerwiegende Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens. Bei den Kontrolltieren fehlten vergleichbare Veränderungen. Schlussfolgerung: Epidemiologische Erhebung und Fütterungsversuch deuten auf eine ursächliche Beteiligung eines Diätergänzungsfuttermittels hin. Das toxische Prinzip ist bisher unbekannt. Klinische Relevanz: Die Kenntnis des klinischen Bildes und der vermutlich fütterungsbedingten Zusammenhänge ist wichtig, um die Krankheit rechtzeitig zu erkennen. Das Diätergänzungsfuttermittel wurde vom Markt genommen, doch könnte die Verfütterung vergleichbar zusammen gesetzter Produkte ähnliche Krankheitserscheinungen hervorrufen.
Databáze: OpenAIRE