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Die Geschichte des literarischen Salons vom Vorabsolutismus bis zur Epoche der »Modernes« last sich in einer Reihe klassisch zu nennender Untersuchungen verfolgen. [1] Doch blieb die Frage zu stellen, in welcher Weise sich die Frauen in diesem Rahmen den Weg in die literarische und kulturelle Mundigkeit eroffneten. Im historischen Nacheinander geraten zunachst die mit den Moden wechselnden Gesprachsspiele in den Blick, die im Hotel de Rambouillet, dem ersten Salon der Fronde, beide Geschlechter in einer — spater zunehmend sich vervollkommnenden — Kunst der Mundlichkeit ubten. Was Charles Sorels gelehrte Abhandlung uber die »jeux d’esprit« als blose Moglichkeit entwarf, wurde von der Jahrhundertmitte an zur geselligen Wirklichkeit. Sammelbande bewahren die Zeugnisse erster dichterischer Versuche von Frauen, wahrend solche der erzahlerischen Improvisation nach dem dramaturgischen Muster der Astree oder des Amadis-Zyklus nur ausnahmsweise uberliefert sind. In beiden Formen wurzelt die spezifische Geschichte weiblichen Schreibens, um deren Darstellung es geht. Wie sich dann in den liebeskasuistischen Unterhaltungen und Spielen des preziosen Salons, den der Roman des Abbe de Pure abbildet, das erste bedeutende Werk aus weiblicher Feder (Mlle de Scudery) vorbereitete, war ohne das gangige Vorurteil einer der Klassik verpflichteten Kritik zu rekonstruieren. Den »jeux d’esprit« und dem zu ihnen befahigenden »bel esprit« konnte diese ebensowenig gerecht werden, wie der antihumanistischen und ungelehrten mundlichen Dichtung, die in beiden grundete. |