Pandemie 2009/10: Betrachtungen zum Nutzen der Impfaktion in Hessen

Autor: K. Jahn, A. Wirtz, A. M. Hauri, Helmut Uphoff
Rok vydání: 2013
Předmět:
Zdroj: Das Gesundheitswesen. 76:48-55
ISSN: 1439-4421
0941-3790
Popis: In Hessen wurden alle wahrend der Pandemie 2009/10 vom Offentlichen Gesundheitsdienst (OGD) und von niedergelassenen Arzten und Arztinnen durchgefuhrten Impfungen zentral erfasst. Die vorliegende Arbeit betrachtet den Nutzen der Impfaktion im Hinblick auf die erreichte Reduktion der Krankheitslast gemessen als Reduktion von Arztkonsultationen aufgrund von akuten respiratorischen Infekten (AK-ARI). Zahlen zu AK-ARI wurden durch das bundesweite Sentinel der Arbeitsgemeinschaft Influenza erhoben. Untersucht wurde der Einfluss der Faktoren „Timing der Impfung“ und „Verteilung der Impfung auf die Altersgruppen“ auf den Nutzen der Impfaktion. Dazu wurde die erreichte zeitliche- und altersgruppenspezifische Verteilung der Impfungen mit weiteren hypothetisch Verteilungen verglichen, wie z. B. einem idealen Impf-Zeitraum 2 Wochen vor der Erkrankungswelle oder einer ausschlieslichen Impfung der Altersgruppe der 5–14-Jahrigen. Legt man den tatsachlichen zeitlichen Ablauf der in Hessen durchgefuhrten Impfkampagne zugrunde, wurden nur etwa 1,4% (Deutschland) bzw. 1,1% (Hessen) des Gesamtexzesses verhindert. Ware der tatsachlich verimpfte Impfstoff vor Beginn der Erkrankungswelle in der besonders betroffenen Altersgruppe der 5–14-Jahrigen verimpft worden, ware 13,9% bzw. 18,2% des Gesamtexzesses zu verhindern gewesen. Die simulierten Szenarien erlauben eine Einschatzung, was theoretisch in der A(H1N1)pdm09-Pandemie in Deutschland erreichbar gewesen ware. Durch die verzogerte sukzessive Vakzine-Verfugbarkeit, als auch eine nicht optimale Altersgruppenverteilung der durchgefuhrten Impfungen wurden somit jeweils nur etwa 30% des Optimums erreicht. Der beispielhafte Vergleich der verschiedenen Szenarien unterstreicht das Potenzial einer hinsichtlich Zeit und Priorisierung optimierten Impfkampagne wenngleich lediglich ein Parameter fur die Krankheitslast berucksichtigt wurde. Es erscheint es ratsam die Unsicherheiten zur Ausarbeitung einer sinnvollen Priorisierung zu minimieren, z. B. durch eine gute und zeitnahe Surveillance. Eine hohe Flexibilitat der Applikationsstrategien ermoglicht Anpassungen der Kampagne durch unerwartete Erkenntnisse oder Veranderungen, z. B. im Epidemieverlauf oder der Impfakzeptanz.
Databáze: OpenAIRE