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Die masgeblichen jungeren Monographien uber die Heroldes wie uber die Exilbriefe untersuchen in erster Linie, wie diese Werke Konventionen der Elegie aufnehmen und transformieren (vgl. Spoth 1992 und Chwalek 1995). Ovids Briefelegien sind freilich zugleich richtungsweisend fur ein Genre geworden, das noch schlecht erforscht ist, fur die Versepistolographie namlich. In ihr gehen Dichtung und Gebrauchsliteratur eine eigentumliche Verbindung ein (vgl. Harzer 1997, S. 51–56). Man konnte fur dieses Genre von einer funktionalen Kippform sprechen, denn die Kombination von poetischer Form und Zweckform last prinzipiell offen, ob eine literarische Epistel vor ihrer Publikation nicht auch als echter Brief fungiert hat. Bei den mythologischen Heroides sind die Fiktionssignale unubersehbar, wahrend die autobiographisch perspektivierten Exilbriefe in dieser Hinsicht schillern, auch wenn sie, einmal als »publica carmina« (trist. 5,1,23) bezeichnet, in Gedichtbuchern veroffentlicht worden sind. Und selbst die Heroides wurden noch als Briefe gelesen, die eine Antwort erheischen. So scheint ein gewisser Sabinus auf einige mythologische Briefelegien tatsachlich eine Antwort versucht zu haben (vgl. am. 2,18,19). Das immer problematische Verhaltnis von Literatur und Leben kommt auch in der mehrdeutigen Pragmatik der Versbriefe mithin zur Sprache. |