Diagnosehäufigkeiten und Verordnungen bei Schwindel im Patientenkollektiv einer hausärztlichen Routinedatenbank

Autor: Michael M. Kochen, Markus Kersting, Carsten Kruschinski, Janka Koschack, Eva Hummers-Pradier, Alf Breull
Rok vydání: 2008
Předmět:
Zdroj: Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen. 102:313-319
ISSN: 1865-9217
Popis: Zusammenfassung Einleitung Schwindel kann vielfaltige Ursachen haben, die letztlich oft ungeklart bleiben. Gleichzeitig besteht ein Mangel an evidenzbasierten medikamentosen Behandlungsmoglichkeiten. Ziel der Untersuchung war es, die Haufigkeit von schwindelbezogenen Diagnosen, Uberweisungen und „Schwindelmedikamenten“ in einem hausarztlichen Patientenkollektiv zu ermitteln. Methoden Uber die BDT-Schnittstelle exportierte Daten von insgesamt 138 hausarztlichen Praxen aus dem MedViP-Projekt wurden fur die querschnittliche Analyse von sieben zusammenhangenden Quartalen (02/2001–04/2002) verwendet. Die Identifizierung von Patienten mit dokumentierten Angaben zu Schwindel erfolgte uber ICD-10-Diagnosen, Freitextfelder und Markermedikamente. Neben Haufigkeitsauszahlungen wurden mittels Kreuztabellen unter Angabe von Odds Ratios Zusammenhange zwischen Diagnosen und Medikamenten untersucht. Ergebnisse Im genannten Zeitraum war fur 10.871 Patienten (von insgesamt 317.042 dokumentierten Patienten) wenigstens einmal die Diagnose Schwindel angegeben (Pravalenz 3,4%; mittleres Alter 59 Jahre, 67,2% weiblich). Dabei wurde in 80,2% der Falle das Symptom Schwindel (ICD-10 R42) verschlusselt, deutlich weniger haufig eine der spezifischen Einzelerkrankungen. Angaben zu Medikamenten gegen Schwindel waren insgesamt selten. Eine Analyse von ATC-Codes zeigte bei 6,6% der genannten Patienten mit Schwindel die Verordnung von Schwindelmedikamenten wie Betahistin, bei 7,1% Antiemetika und bei 2,8% Vertigoheel (homoopathisches Komplexpraparat). Betahistin wurde signifikant haufiger bei „nicht naher bezeichnetem“ Schwindel, bei Neuritis vestibularis und beim benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel verordnet, nicht aber bei M. Meniere. Es wurde seltener beim „sonstigen peripheren“ und beim zentralen Schwindel sowie beim verschlusselten Symptom (R42) eingesetzt. Bei 3,9% aller Schwindelpatienten fanden sich Uberweisungen, darunter am haufigsten zum Neurologen (55,4%), HNO-Arzt (30,5%) oder zu beiden (14,1%). Schlussfolgerungen Das Kodierungs- und Verordnungsverhalten der Hausarzte spiegelt sowohl eine symptomorientierte Einordnung von Schwindel im hausarztlichen Arbeitsbereich als auch die eingeschrankten medikamentosen Behandlungsmoglichkeiten wider.
Databáze: OpenAIRE