Einfluss von operativ versorgten Beckenring- und Azetabulumfrakturen auf die posturale Kontrolle

Autor: H.-G. Palm, Patricia Lang, Fabian Stuby, Hans-Joachim Riesner, Benedikt Friemert, A. Schnegelberger
Rok vydání: 2016
Předmět:
Zdroj: Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie. 154:174-180
ISSN: 1864-6743
1864-6697
DOI: 10.1055/s-0041-110811
Popis: Hintergrund: Ziel der operativen Versorgung von Becken- und Azetabulumfrakturen ist eine rasche Mobilisierung des Patienten mit Wiederherstellung der Stand- und Gangstabilitat (posturale Kontrolle), da diese signifikant mit dem Outcome korreliert. Die Regulation der stabilen Standfahigkeit wird dabei wesentlich durch die Weiterleitung propriozeptiver Reize gesteuert. Zudem hat das Becken als Verbindung zwischen Beinen und Wirbelsaule eine hohe Bedeutung fur die mechanische Stabilisierung. Unklar ist bisher, ob nach operativer Versorgung von Beckenring- und Azetabulumfrakturen die posturale Kontrolle beeintrachtigt ist. Ziel dieser Studie war es daher, mittels computergestutzter dynamischer Posturografie (CDP) den Einfluss von operativ versorgten Beckenring- und Azetabulumfrakturen im Mittel nach 35 Monaten auf die stabile Standfahigkeit zu untersuchen und mit einem gesunden Kollektiv zu vergleichen. Patienten und Methoden: Im Rahmen einer retrospektiven Fall-Kontroll-Studie wurden 38 Patienten nach operativ versorgter Beckenring- oder Azetabulumfraktur sowie 38 gesunde Probanden mittels CDP untersucht. Der Zeitpunkt der Nachuntersuchung lag im Mittel bei 35 (12–78) Monaten. Den wichtigsten Outcome-Parameter stellte hierbei der Gesamtstabilitatsindex (OSI) dar. Als Nebenzielgrosen wurde die Huftgelenkbeweglichkeit, die gesundheitsbezogene Lebensqualitat (SF-12) und Schmerzen untersucht. Ergebnisse: Es zeigte sich, dass operativ versorgte Beckenring- und Azetabulumfrakturen keinen Einfluss auf die stabile Standfahigkeit haben. Der OSI betrug bei der Patientengruppe 1,9° und bei den Probanden 2,1°. In der Nebenzielgrose Huftgelenkbeweglichkeit konnten keine wesentlichen Unterschiede in den Gruppen festgestellt werden. 52 % der Patienten zeigten keine oder nur leichte Schmerzen. Die gesundheitsbezogene Lebensqualitat zeigte Durchschnittswerte, die denen der Gesamtbevolkerung entsprechen. Schlussfolgerung: Becken- und Azetabulumfrakturen mit anschliesender operativer Versorgung fuhren mittelfristig nicht zu einer beeintrachtigten Standstabilitat, was fur eine rasche Mobilisierung der Patienten von groser prognostischer Bedeutung ist. Damit ist ebenso auch keine Erhohung des Sturzrisikos nach stattgehabter und ausversorgter Fraktur zu erwarten.
Databáze: OpenAIRE