Identifikation von Risikofaktoren anerkannter Vorwürfe von ärztlichen Behandlungsfehlern aus dem Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie

Autor: J. Seifert, Peter Biberthaler, A. Braun, H. Siebert, K. Ottmann, Dirk Stengel, Rüdiger Smektala, M. Post
Rok vydání: 2011
Předmět:
Zdroj: Der Unfallchirurg. 114:768-775
ISSN: 1433-044X
0177-5537
DOI: 10.1007/s00113-011-2028-4
Popis: Das Fachgebiet Unfallchirurgie und Orthopadie fuhrt in allen Berichterstattungen der jungeren Vergangenheit in der Anzahl von Vorwurfen potentieller Behandlungsfehler. Daher wurde das Thema vom Grundsatzausschuss der Deutschen Gesellschaft fur Unfallchirurgie e.V. (DGU) aufgegriffen, um gemeinsam mit der Bayerischen Landesarztekammer (BLAK) Grunde eine Analyse der Schadensfalle vorzunehmen und Strategien fur deren Vermeidung zum Schutz der Patienten zu entwickeln. In einer alters- und geschlechtsgepaarten Fall-Kontroll-Studie (164 Falle, 336 Kontrollen) wurden auf der Basis von Daten der Gutachterstelle der Bayerischen Landesarztekammer der Jahre 2004–2006 demografische, medizinische und sonstige Variablen identifiziert, welche zur Anerkennung eines Behandlungsfehlervorwurfes beitrugen. Die statistische Modellierung erfolgte mittels logistischer Regressionsanalyse. Das abschliesende multivariate Modell erklarte 71% der Varianz bzw. Wahrscheinlichkeit einer Anerkennung eines Behandlungsfehlervorwurfs und beinhaltete drei medizinische Konsequenzen (d. h., Heilverzogerung, Reoperation und Bewegungseinschrankung), eine spezifische Entitat (Fraktur) und eine soziodemografische Variable (Berufskraftfahrer). Vermeidbare Faktoren waren die unzureichende Patientenaufklarung [Odds-Ratio (OR) =2,33, 95%-Konfidenzintervall (-KI) =1,23–4,43] und die fehlende oder unzureichende Bildgebung (OR=1,90, 95%-KI=1,06–3,41). Eine konsequente Umsetzung der Prinzipien der chirurgischen Qualitatssicherung wie Transparenz der Patientenaufklarung und leitliniengerechte pra-, intra- und postoperative Bilddokumentation konnte das Vertrauensverhaltnis zwischen Patienten und Therapeuten erheblich verbessern und spatere juristische Konsequenzen vermeiden helfen. Mogliche nachste Schritte sind Kooperationen mit Haftpflichtversicherungen und dem Institut fur Patientensicherheit sowie die Neuentwicklung von speziellen Curricula zum Risikomanagement.
Databáze: OpenAIRE