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Analytische Perspektiven, die sich auf das Konzept der ‘Intersektionalitat’ beziehen, versprechen eine reflektierte Betrachtungsweise des Ineinandergreifens und der gegenseitigen Bedingtheit verschiedener Machtverhaltnisse. Der Begriff wird allerdings heute in der deutschsprachigen Debatte auf eine Art verwendet, die versucht, sehr unterschiedliche Diskussionen unter einer Bezeichnung zu fassen. Darin realisieren sich jedoch auch Strategien der Hegemonisierung und Bedeutungsverschiebung. Dieser Umgang riskiert (a) die im deutschen Feminismus von minorisierten Frauen angefuhrten Debatten der 1980er und 1990er Jahre zu verschweigen; (b) diese Interventionen als politische Auseinandersetzung ohne theoretischen Wert zu klassifizieren; (c) die im englischsprachigen Raum in den 1970er und 1980er Jahren von Women und Queers of Color gefuhrten Kampfe zu „ent-theoretisieren“ und schlieslich (d) eine theoretische Kontinuitat nur uber in institutionalisierten akademischen Netzwerken1 gefuhrte Debatten zu erzielen. Gleichzeitig fuhrt diese Herangehensweise zu einer unkritischen Betrachtung der Wirkungsweise verschiedener — aus unterschiedlichen historischen Genealogien und gesellschaftlichen Konstellationen hervorgebrachten — Macht- und Herrschaftsmechanismen. In Abgrenzung zu dieser Tendenz geht es uns in diesem Text darum, uns fur eine analytische Betrachtungsweise stark zu machen, die Herrschaftsverhaltnisse wie zum Beispiel Rassismus und Heterosexismus als kontextspezifische, geo-politisch verortete und durch die internationale und lokale kapitalistische Produktionsweise, der Institutionalisierung und Vermarktung von Wissensproduktionen sowie durch lokal und international eingebundene hegemoniale kulturelle Praktiken vermittelte Verhaltnisse zu begreifen. |