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Die Zunahme psychosozialer Probleme mit Personen, die mit fundamentalistisch oder radikal ideologisch orientierten Gruppen zu tun haben, lassen uns noch einmal einen neuen Blick auf die kulturelle Bedeutung von Religion und Mythen (als Vorlaufer von Religionen) werfen. Die massive Religionskritik durch die vernunftorientierte Philosophie der Aufklarung sah im Religiosen Irrationales, das einem naiven Rationalismus weichen sollte. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Auswuchse eines sich auf Rationalitat berufenden Materialismus im Kommunismus auf der einen Seite und eines primitiven Sozialdarwinismus als Grundlage des Faschismus auf der anderen Seite kritisch gesehen. So hat sich die gegen gesellschaftliche Totalitat gerichtete Kritische Theorie der Frankfurter Schule auch gegen einen pseudo-objektiven Positivismus gewandt, der ubersieht in wessen Diensten er steht. Deren Arbeiten zum »autoritaren Charakter« haben in neuester Zeit bei der Auseinandersetzung mit dem Rechtsradikalismus wieder Anwendung gefunden. In der vorliegenden Arbeit wird Rene Girards religionsphilosophischer Ansatz vorgestellt, der das Bedurfnis des Menschen, anderen zu gleichen, thematisiert und es als Mimesis bezeichnet. Es zeigt den Menschen einerseits als soziales Wesen, aber auch als Rivalen seiner Umgebung, der von Eitelkeit und Neid getrieben wird, solange er sein mimetisches Bedurfnis nicht transzendiert und auf ein auserweltliches (gottliches) Wesen richten kann, das als Rivale gar nicht in Frage kommt. Am Beispiel der fundamentalistisch evangelikalen Religiositat der Colonia Dignidad werden die »salutogenen« Aspekte von Religion den pathogenen Folgen einer Religion mit totalitarem Anspruch gegenubergestellt. Moderne neuro-psychologische Befunde konnten fur beides Erklarung bieten. |