Behandlung von Schussfrakturen der unteren Extremität

Autor: E.W. Kollig, A. Wilms, M. Johann, Dan Bieler, S. Hentsch, Axel Franke
Rok vydání: 2014
Předmět:
Zdroj: Der Unfallchirurg. 117:975-984
ISSN: 1433-044X
0177-5537
Popis: Schussverletzungen der unteren Extremitat stellen insbesondere bei Beteiligung des Knochens durch die obligate Kontamination und den ausgedehnten Gewebeschaden immer eine schwerwiegende und potenziell das Uberleben und die Funktion der Extremitat bedrohende Verletzung dar. Insbesondere bei Verlegungen von Verwundeten aus Krisenregionen detektieren wir regelmasig Kontaminationen und lokale Infektionen mit multiresistenten Keimen. Die Versorgung dieser eigenen Verletzungsentitat, welche sich in Art und Ausdehnung von klassischen Hochrasanztraumen der unteren Extremitat unterscheidet, macht regelmasig langwierige und aufwendige Therapiealgorithmen zum Gliedmasenerhalt erforderlich. Anhand der Behandlungsergebnisse von 34 zwischen 2005 und 2011 in unserer Abteilung operativ versorgten Schussverletzungen der unteren Extremitat berichten wir uber die angewendeten Verfahren zur Wundkonditionierung, Weichteilrekonstruktion und Wiederherstellung der knochernen Kontinuitat. In dieser Gruppe hatten 18 Patienten insgesamt 20 schussbedingte Frakturen. Hiervon betrafen 40 % den Unter- und 35 % den Oberschenkel. In allen Fallen konnte die Extremitat erhalten werden. Das an Fallbeispielen dargestellte erforderliche therapeutische Spektrum der knochernen Rekonstruktion nach Weichteildeckung reichte von der konventionellen Osteosynthese mit oder ohne lokale Spongiosaplastik mit thrombozytenreichen Plasma, der Ausheilung im Fixateur, uber die Resektion des Knochens und das Masquelet-Verfahren bzw. die Kallusdistraktion uber Fixateur zur Kontinuitatswiederherstellung oder aber die abschliesende sekundare Verlangerung uber einen Intramedullary-skeletal-kinetic-distractor(ISKD)-Nagel. Bei den 15 metaphysaren Schussfrakturen an den langen Rohrenknochen konnten wir 8 ohne Verkurzung, Achs- oder Rotationsfehler zur Ausheilung bringen. Bei 7 wurde eine abschliesende Verkurzung um im Mittel 20 mm (Minimum 10, Maximum 40 mm) hingenommen. Die durchschnittliche Behandlungsdauer bis zur schmerzadaptierten Vollbelastung betrug 66 Wochen (Minimum 4, Maximum 267 Wochen). Eine sekundare Osteitis/Osteomyelitis nach primarer Sanierung detektierten wir nur in einem Fall. Die Ergebnisse belegen, dass die Behandlung von Schussverletzungen der unteren Extremitaten langwierig und aufwendig ist und das komplette Spektrum der modernen Unfallchirurgie erfordert. Trotz der komplikationsbehafteten Verlaufe ist ein extremitatenerhaltendes Vorgehen moglich und realisierbar.
Databáze: OpenAIRE