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Kaum eine andere Institution besitzt ein so weitreichendes Potenzial fur einen gesellschaftlichen Wandel wie die Schule – sei sie offentlich und staatlich finanziert, sei sie privat und von Mazenen oder Mitteln der Eltern getragen. Ein leistungsfahiges Schulsystem kann ganze Gesellschaften modernisieren und ihnen internationale Anerkennung verschaffen, wie die Beispiele Sudkorea oder Finnland zeigen. Das Schulsystem ist aber auch ein „Fruhwarnsystem“ fur soziale Konflikte und Ungleichheiten. Ein entsprechendes Bildungssystem, das auf den Ausgleich von Interessen abzielt, kann helfen, soziale Ungleichheit abzuschwachen und Konfliktlinien zu entscharfen. In vielen Landern wurde das Schulwesen aber auch dazu benutzt, Minderheiten auf vielfaltige Weisen zu benachteiligen. Die Erfahrungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass man Ungleichheiten im Schulwesen nicht allein durch schulorganisatorische Masnahmen (in den USA z. B. busing, also den obligatorischen Bustransport von Schulkindern bestimmter ethnischer Herkunft uber grosere Distanzen, um damit die Schulen ethnisch „bunter“ werden zu lassen) abbauen kann, sondern dass diese Disparitaten ein Spiegelbild der Gesellschaft sind; es braucht also zur Uberbruckung der Gegensatze innerhalb des Schulsystems auch gesellschaftliche Veranderungen. Die Resultate des Schulwesens, etwa fur die USA, verstehen zu wollen, ohne die kulturellen Dispositionen der verschiedenen ethnischen Gruppen zu berucksichtigen, wurde allerdings zu kurz greifen. Die US-amerikanischen Schulen und Universitaten haben eine betrachtliche Vorbildwirkung entfaltet, vor allem in Europa, aber auch in Asien, obwohl sie nicht unbedingt dazu angetan sind, soziale Friktionen zu verhindern, sondern im Gegenteil an der weiteren Akzentuierung der okonomischen und kulturellen Diskrepanzen innerhalb der USA entscheidenden Anteil haben. Warum erscheint das amerikanische Modell dennoch so attraktiv? Worin liegen seine Starken? Und warum wird seine polarisierende Wirkung von ausen, wenn uberhaupt, meist erst auf den zweiten Blick wahrgenommen? |