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Johann Gottlieb Schummels 1792 veroffentlichte Reise durch Schlesien war eine wichtige Stimme in der Debatte um die Identitat der vor einem halben Jahrhundert von Preusen annektierten Provinz. Der Verfasser machte sich auf den Weg mit einem klaren Programm. Er wollte die Erfolge der wirtschaftlichen Entwicklung und Fortschritte der Aufklarung verzeichnen und damit das Land an der Oder als vollwertigen Teil des modernen preusischen Staates prasentieren. Im Text und in der Haltung des Reisenden kann man aber immer wieder Inhalte und Wertungen finden, die an die vielfachen Bindungen Schlesiens an die alte Habsburgermonarchie und deren katholisch gepragte Kultur erinnern. Interessanterweise nahm Schummel in sein Reiseprogramm auch Osterreichisch-Schlesien auf und distanzierte sich damit klar von dem staatspolitischen Geschehen seiner Gegenwart. Die josephinisch-theresianischen Reformen bildeten allerdings einen wichtigen Referenzrahmen fur das ganze Reiseprojekt. Schummel war zwar bemuht, ein preusisch-modernes Gesicht der Provinz zu erschliesen, aber in seiner Haltung und Argumentationsweise – so das Fazit der Uberlegungen – wirkten Krafte, Gewohnheiten und Denkmuster nach, die darauf hinweisen, dass er sich gleichzeitig immer noch in der kulturellen Umlaufbahn von Wien bewegte.Prussian, modern – and yet Austrian? Austrian reminiscences and references in Johann Gottlieb Schummel’s Reise durch SchlesienWritten by Johnann Gottlieb Schummel and published in 1792 Reise durch Schlesien Journey through Silesia was an important voice in the identity debates of the province conquered by Prussia half a century before. The author set out with a clear plan. He wanted to record economic developments and growth of enlightenment and, thereby, to present the country on the Oder-River as a fullvalue part of the modern Prussian state. However, in his text appear contents and valuations which suggest multiple connections of Silesia with the old Habsburg Monarchy and its Catholic-influenced culture. Interestingly, the itinerary of Schummel included Austrian Silesia – by virtue of which the author distanced himself from topical issues in current politics. Yet the political reforms undertaken by Maria Theresia and Joseph II provided an important frame of reference for the whole journey of Schummel. He was willing to render a Prussian-modern portrait of the province, but his approach and argumentation – it is the conclusion of the article – are informed by powers, habits and patterns of thinking which indicate that he still moved in the cultural orbit of Vienna. |