'In der letzten Zeit ist viel Zeit vergangen.' Zeitenwende, Übergangszeit und Umbrüche in Bernd Schirmers Wenderoman Schlehweins Giraffe
Autor: | Janine Ludwig |
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Rok vydání: | 2021 |
Předmět: | |
Zdroj: | Germanica. :17-30 |
ISSN: | 2107-0784 0984-2632 |
DOI: | 10.4000/germanica.10528 |
Popis: | Dieser Artikel analysiert den Roman Schlehweins Giraffe hinsichtlich seiner Variationen von Zeiterfahrung. Der Text besteht aus zwei ineinandergreifenden Zeitebenen: einer Basiserzahlung, die das erste Jahr im vereinten Deutschland umfasst, und chronologischen Analepsen auf die DDR- und Wendezeit. Der namenlose Erzahler beschreibt die „Zeitenwende“, in der er sich befindet, als Phanomen einer beschleunigten Zeit, des rasanten Uberbordwerfens alter Strukturen, wahrend sein Privatleben hingegen komplett stillzustehen scheint (Virilios „rasendem Stillstand“ entsprechend). Er ist „aus der Zeit gefallen“ bzw. befindet sich in einer Ubergangszeit; seine Gegenwart ist eingeklemmt zwischen den Polen „Vergangenheit“ und „Zukunft“. Erstere soll verarbeitet und erinnert werden, letztere bleibt vollig offen. Bezug nehmend auf die soziologische Einteilung von „Alltagszeit“, „biografischer Zeit“ und „historischer Zeit“ wird gezeigt, wie der gesellschaftliche Umbruch von 1989/90 diese drei Ebenen in ein Spannungsfeld bringt, wobei eine sinnstiftende, ubergeordnete „sakrale Zeit“ fehlt. Vielleicht tritt der Erzahler auch bewusst aus der beschleunigten Zeit (ein Kennzeichen der Moderne) heraus, in ein Refugium altmodischer Introspektion, indem er sich die Zeit fur Erinnerung und Selbstverstandigung nimmt. |
Databáze: | OpenAIRE |
Externí odkaz: |