'Es hat so einen etwas bitteren Beigeschmack' Die Abschaffung des Antrags- und Gutachterverfahrens aus Sicht von Psychotherapeut*innen in der ambulanten Versorgung

Autor: Lena Maier, Deborah Engesser, Andrea Petermann-Meyer, Rainer Paul, Katrin Reuter, Susanne Singer
Rok vydání: 2022
Předmět:
Zdroj: PPmP - Psychotherapie · Psychosomatik · Medizinische Psychologie. 73:16-24
ISSN: 1439-1058
0937-2032
DOI: 10.1055/a-1850-1886
Popis: Zusammenfassung Hintergrund und Zielsetzung Die Abschaffung und Ersetzung des gegenwärtigen Antrags- und Gutachterverfahren wurden 2019 vom Gesetzgeber beschlossen. Die vorliegende Studie untersuchte, was Psychotherapeut*innen über dieses Vorhaben denken. Methoden Niedergelassene Psychotherapeut*innen wurden in leitfadengestützten Interviews hinsichtlich ihrer Erfahrungen und Einstellungen zur psychotherapeutischen Versorgungssituation in Deutschland befragt. Aussagen zum Gutachterverfahren wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Meinungen zum Gutachterverfahren wurden klassifiziert und mit dem Therapieverfahren sowie dem Altersschwerpunkt verglichen. Ergebnisse Von 41 Befragten äußerten sich 27 hinsichtlich des Gutachterverfahrens. Aus deren Aussagen ergaben sich folgende Themen: Wertschätzung aber auch Bemängelung der Qualitätssicherung durch das Gutachterverfahren, Sorge vor einem künftigen Verlust an wirtschaftlicher und behandlungsbezogener Sicherheit, Wahrnehmung der Berichtspflicht als Infragestellung der Kompetenz, Missbilligung der schlechten Vergütung, Zusammenhang zwischen persönlicher Einstellung zum Gutachterverfahren und Sorgfalt bei der Berichtanfertigung sowie Kritik an der Intransparenz der Gesetzesinitiative. Psychodynamische Psychotherapeut*innen wollten das Gutachterverfahren häufiger beibehalten als Verhaltenstherapeut*innen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen häufiger als Psychologische Psychotherapeut*innen. Diskussion Psychotherapeut*innen erleben die Reformierung als Vorgang mit großem Einfluss auf ihre Behandlungspraxis und psychotherapeutische Identität. Um sowohl die Akzeptanz als auch die Qualität künftiger Qualitätssicherungsverfahren zu verbessern, sollten Psychotherapeut*innen aktiv an deren Entwicklung teilhaben.
Databáze: OpenAIRE