Perspektiven nationaler Selbstfindung
Autor: | Köppen Manuel |
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Rok vydání: | 2014 |
Předmět: | |
Zdroj: | KulturPoetik. 14:145-147 |
ISSN: | 2196-7970 1616-1203 |
DOI: | 10.13109/kult.2014.14.1.145 |
Popis: | Von »Normalisierung« ist seit einiger Zeit die Rede, wenn es um das Verhaltnis der Deutschen zu ihrer Vergangenheit wie zu ihrer nationalen Identitat geht. Offensichtlich hat sich seit der Wiedervereinigung einiges verandert. Das Schwenken deutscher Fahnchen anlasslich sportiver Medienevents ist keineswegs mehr tabu, die DDR gerinnt – je nachdem – zum geschichtlichen Betriebsunfall oder ostalgisch verklarten Erinnerungsraum und beiderseits der ehemaligen Grenze kann – telemedial befordert – auch der eigenen Opfer des Nationalsozialismus gedacht werden. Nach Gerhard Ludekers Annahme liegt hier eine »Normalisierung« vor, die auf neue Ausbildungen kollektiver Identitaten verweist, die schon immer prozessualen Charakter haben. Was im Fluss ist, gilt es umso genauer zu studieren. Und so versteht sich seine Arbeit auch als ein Zwischenfazit der diskursiven Wandlungen, die sich seit 1989 im Verhaltnis der Deutschen zu sich selbst vollzogen haben. Mentalitatsgeschichtlich und damit durchaus auf den Spuren Siegfried Kracauers oder auch Anton Kaes’ mit seinen Deutschlandbildern aus dem Jahre 1987 ruckt der Spielfilm in den Fokus, um diskursive Verschiebungen, Trends und mogliche Grundmuster einer neuen nationalen Identitat auszumachen. Dabei interessieren einerseits der Nationalsozialismus als Themenfeld der Spielfilmproduktion seit 1989 wie andererseits die DDR und die erinnerte Wiedervereinigung. Zunachst gilt es, zentrale Begriffe zu klaren wie den der nationalen Identitat als diskursiv hergestellter Gemeinschaftskonstruktion, die Prozesse der Inklusion und Exklusion ebenso einschliest wie sie einem dynamischen Wandel unterworfen bleibt. Die unterschiedlichen Formen kollektiver Erinnerung spielen hier eine Rolle bis hin zur stabilisierenden Funktion der Mythenbildung auch in modernen Gesellschaften, wobei dem Film als Gedachtnismedium schon deshalb eine zentrale Bedeutung zukommt, weil darin Vergangenheit immer wieder neu entworfen wird und zwar im Prasens der filmischen Erzahlung, in der die Ereignisse personalisiert und perspektiviert einer immer auch interpretierenden und moglicherweise sinnstiftenden Deutung unterzogen werden. »Erinnerungsfilme« nennt Ludeker denn auch sein Gegenstandsfeld, worunter er jene Produktionen versteht, die sich »intentional der Vergangenheit als Thema zuwenden« (S. 82). Die Filme sind vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Debatten um die Bewertung der Vergangenheit und damit auch der Identitatsbildung zu verstehen, wie sie andererseits selbst Bestandteil dieser Diskurse sind. Deshalb rekapituliert Ludeker in aller Grundlichkeit den umstrittenen Normalisierungsdiskurs seit 1989, die Positionen der Neuen Rechten wie die Debatten uber die Bewertung des Nationalsozialismus. Im Fazit konstatiert er, dass es in Hinblick auf die gesamtdeutschen Identitatsdiskurse nicht gelungen sei, die ostdeutsche Bevolkerung mit ihren geschichtlich bedingten Dispositionen zu inkludieren, was zu einer »Abgrenzungsidentitat« gefuhrt habe. Integrative Funktionen seien vor allem der »Identitatseventkultur« in Deutschland |
Databáze: | OpenAIRE |
Externí odkaz: |