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Wohl in kaum einem anderen Bereich der menschlichen Gesellschaft herrscht eine derart paradoxe Situation wie in der Weltlandwirtschaft. Trotz weiter gestiegener Agrarproduktion hat sich in den Landern der Dritten Welt — von wenigen Ausnahmen abgesehen, von denen noch die Rede sein wird — die Ernahrungslage nicht sichtbar verbessert. Jedoch tritt eine fatale dialektische Diskrepanz zwischen Produktion und Distribution auf. Die hochentwickelten Industrielander der westlichen Hemisphare stehen bei rasch abnehmender Agrarbevolkerung und bei qualitativ wie quantitativ bester Ernahrung vor dem Problem der Bewaltigung die Wirtschaftlichkeit gefahrdender Nahrungsguteruberschusse. Dagegen leben die Menschen in den Entwicklungslandern auf dem Lande weithin an der Grenze von Hunger, Unter- oder Fehlernahrung. Der Kontrast wird mesbar an der Tatsache, das die EWG-Staaten jahrlich mehrere Millionen Tonnen Weizen denaturieren, d. h. fur die menschliche Ernahrung unbrauchbar machen, um den Bauern der sechs Gemeinschaftsstaaten hohere Einkommen zu garantieren, wahrend die armeren landlichen Bevolkerungsschichten in der Dritten Welt meist nicht einmal das Existenzminimum erreichen und hungern, weil sie keine Kaufkraft entwickeln konnen. Ein besonders gefahrlicher Widerspruch liegt noch darin, das die hochentwickelten Industriestaaten auf der einen Seite mit nicht unerheblichem Aufwand Agrarentwicklungshilfe in der Dritten Welt leisten, wahrend sie auf der anderen Seite durch den Export ihrer Nahrungsguteruberschusse zu Dumpingpreisen die Chancen der Entwicklungslander auf den Weltmarkten ruinieren. |