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Nach weit verbreiteter Auffassung sind die monotheistischen Religionen kriegerischer als die polytheistischen Glaubensanschauungen wie auch die Religionen im indischen und ostasiatischen Raum. Diese Ansicht stutzt sich darauf, dass die erstgenannten in der Gottesfrage unduldsam seien und neben dem jeweils von ihnen verehrten Gott keine anderen Gotter dulden. Sie neigen daher dazu, die Anhanger anderer Gottheiten zu verfolgen, zum Teil sogar auszumerzen und sind daher auch eher geneigt, Gewalt und Kriege nicht nur als ein notwendiges Ubel anzuerkennen, sondern sogar zur Durchsetzung ihrer eigenen Interessen zu befurworten. Polytheistische Religionen haben hingegen keinen derartigen Ausschlieslichkeitsanspruch. Sie konnen ohne Schwierigkeiten jederzeit weitere Gotter in ihr Pantheon aufnehmen, gelten insofern als duldsamer und neigen insgesamt in geringerem Mase zur Gewalt. Auch der Buddhismus, der in der Regel immer als atheistische Religion bezeichnet wird – eine Behauptung, die den tatsachlichen Sachverhalt wohl eher etwas vereinfacht – steht im Ruf, eine friedliebende Religion zu sein und Gewalt allgemein und Kriege im Besonderen zu achten. Die einzelnen Religionen scheinen also uber unterschiedliche Voraussetzungen fur eine Einstellung zu Krieg und Frieden zu verfugen. Es stellt sich die Frage, welche Faktoren das ausschlaggebende Moment dieser Unterschiede darstellen und ob sich von der Grundstruktur der jeweiligen Religion tatsachlich Ruckschlusse auf ihre Einstellung zum Krieg ziehen lassen. |