Die Last der Ungerechtigkeit. Eine Längsschnittanalyse auf Basis des SOEPs zum Einfluss subjektiv wahrgenommener Einkommensgerechtigkeit auf das Risiko einer stressassoziierten Erkrankung
Autor: | Laura Arnold, Andreas Lange, B Szagun, Claudia Boscher |
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Rok vydání: | 2017 |
Předmět: | |
Zdroj: | Das Gesundheitswesen. 80:S71-S79 |
ISSN: | 1439-4421 0941-3790 |
Popis: | Zusammenfassung Hintergrund Ungerechtigkeitswahrnehmung ist als psychosozialer Belastungsfaktor mit einem erhöhten Krankheitsrisiko assoziiert. Die physiologische Stressreaktion gilt dabei als Bindeglied. Ziel dieser Studie ist es, unter Berücksichtigung der Belastungsdauer, den Einfluss subjektiv wahrgenommener Einkommensungerechtigkeit auf stressassoziierte Erkrankungen zu bestimmen. Methodik Auf Datenbasis des Sozio-ökonomischen Panels wurden Daten von 5657 Erwerbstätigen aus den Erhebungsjahren 2005–2013 analysiert. Die abhängige Variable bildet die vom Arzt diagnostizierten Neuerkrankungen an Diabetes mellitus, Asthma, Herzkrankheit, Schlaganfall, Bluthochdruck und Depressionen der Jahre 2009–2013 als Index ab. Als zentraler Prädiktor dient die Wahrnehmung des eigenen Einkommens als gerecht. Um die Belastungsdauer durch Ungerechtigkeitswahrnehmung zu operationalisieren, wurden die Variablenwerte der Jahre 2005, 2007 und 2009 kumuliert. Mittels Logit-Modellen, stratifiziert nach Geschlecht und Beschäftigungsumfang, wurden Faktoren identifiziert, die Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer stressassoziierten Erkrankung haben. Ergebnisse Das Risiko einer Stresserkrankung ist durch ein über 5 Jahre ungerecht wahrgenommenes Einkommen für Frauen stark erhöht (OR 1,64; 95% KI 1,17–2,30). Vollzeitbeschäftigte Frauen scheinen besonders betroffen (OR 2,43; 95% KI 1,54–3,84). Auch vollzeitbeschäftigte Männer weisen durch ungerecht wahrgenommenes Einkommen eine signifikant erhöhte Erkrankungswahrscheinlichkeit auf (OR 1,43; 95% KI 1,03–1,98). Je häufiger das Einkommen als ungerecht bewertet wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für eine stressassoziierte Erkrankung. Schlussfolgerungen Offenbar steigt mit zunehmender Dauer der Belastung „Einkommensungerechtigkeit“ das Krankheitsrisiko für stressassoziierte Krankheiten. Ergebnisse der Stressforschung legen nahe, dass dies die sogenannte allostatische Last widerspiegelt. Geschlechtsspezifische Unterschiede sowohl in der Stressreaktion als auch in der Beurteilung der Stressoren können mit geschlechtsspezifischen Arbeits- und Lebensbedingungen in Verbindung gebracht werden und Erklärungsansätze für die gefundenen Effekte darstellen. |
Databáze: | OpenAIRE |
Externí odkaz: |