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Wann die SED-Fuhrung die Konflikte im Innern und die Erosion des “sozialistischen Lagers” als Symptome einer Krise wahrnahm, die sie und mit ihr die Existenz des ostdeutschen Staates in Frage stellen konnte, liegt auch nahezu zwei Jahre nach dem Zusammenbruch der DDR noch im dunkeln. Bislang mus davon ausgegangen werden, das sich die Mehrheit der Politburo-Mitglieder lange Zeit uber die Brisanz dieser Entwicklungen hinwegtauschte (Schabowski 1991; Krenz 1990; Andert und Herzberg 1990; Kirschey 1990) und — wie die meisten westlichen Beobachter — den Ernst der Lage erst im Sommer 1989 zu erkennen begann. Nur wenige (wie Gunter Schabowski, Egon Krenz, Werner Krolikowski und Erich Mukkenberger) gaben zu Protokoll, das sie bereits seit Mitte der Achtziger die Leistungs- und Integrationsschwache der Wirtschaftsordnung und des politischen Systems ihres Staates sorgenvoll, doch tatenlos registriert und nach dem Amtsantritt Gorbatschows mit zunehmender Skepsis auf den von Honecker eingeschlagenen “Sonderweg” der DDR geschaut hatten, der die DDR im ostlichen Bundnissystem in die Isolierung fuhrte. |