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Digitalisierung und Corona-Pandemie haben Auswirkungen auf die Hochschulbildung, die gleichermaßen mit Chancen wie mit Herausforderungen einhergehen und diese offenlegen. – Eine Entwicklung, die längst nicht abgeschlossen ist und im bildungswissenschaftlichen Diskurs über digitale Bildung auch mit Blick auf die universitäre Fernlehre zu Recht Beachtung erfährt. Die Fernlehre als technologiegestütztes Lernumfeld, dem eine räumliche Trennung der Akteur*innen inhärent ist, bietet dank der damit verbundenen Flexibilität und Individualität des Lernens besonders einer nicht-klassischen an Hochschulbildung interessierten Klientel die Möglichkeit, heterogene Lebenslagen zu verbinden. Hier zeigt sich nicht nur die Wichtigkeit der Betrachtung digitaler Bildung aus Sicht der Lernenden, sondern auch, dass die Fernlehre eine zentrale Forderung an die Hochschule adressiert: sich zu einer offenen Institution zu entwickeln, die selbstgesteuerte Bildungsprozesse ermöglicht und die Teilhabe an Bildung fördert. Gleichzeitig kommt in der Fernlehre der Unterstützung der Lernenden eine große Bedeutung zu, insbesondere, wenn die Lehre auf schriftlicher Kommunikation basiert. Der Diskurs über die Betreuungsbedürfnisse beim Lernen im Fernstudium sowie über eine entsprechend bedürfnisorientierte Gestaltung der Betreuung stellt sich jedoch als randständig geführt dar. Daher bildet die Sicht der Lernenden auf diese Bedürfnisse die Leitperspektive der vorliegenden Arbeit. Verschränkt wird diese Sicht mit der Einschätzung der Betreuenden hinsichtlich der Möglichkeiten, die artikulierten Bedürfnisse in der Praxis zu berücksichtigen. Untersucht werden diese Perspektiven mittels einer empirischen Studie in Form eines Mixed-Methods-Designs, welches sowohl auf qualitative als auch auf quantitative Erhebungs- und Auswertungsmethoden zurückgreift und mit der integrierenden Darstellung aller Erhebungsergebnisse eine umfassende und mehrperspektivische Explikation des Gegenstandsbereiches erlaubt. Im Ergebnis kann dabei besonders die Bedeutung einer individuellen und flexiblen Betreuung Studierender herausgestellt werden, die individuelle Anforderungen, Lernstile und Ressourcen einbezieht und fachlich fundiertes Feedback beinhaltet. Diesbezüglich besteht Konsens zwischen Lernenden und Lehrenden. Angesichts der real existierenden Ressourcen zeigt sich seitens der Lehrenden jedoch ein Spannungsfeld zwischen Wollen und Können. Insgesamt leistet die Arbeit einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Fernlehre hinsichtlich der adäquaten Erfassung der Bedürfnisse Studierender und der Professionalisierung der Betreuenden unter Berücksichtigung dieser Bedürfnisse. Sie trägt damit zur besseren Passung zwischen digitalen Bildungsangeboten und deren Zielgruppe bei. Eine offene Frage ist, wie sich mit Blick auf steigende Studierendenzahlen eine Skalierbarkeit der gewonnenen Erkenntnisse herstellen lässt. |