Chronifizierungsmechanismen und Abhängigkeitspotenziale bei Tumorschmerz

Autor: M. Schenk, K. Kieseritzky, S. Wirz, B. Kleinmann
Rok vydání: 2016
Předmět:
Zdroj: Der Schmerz. 30:510-518
ISSN: 1432-2129
0932-433X
DOI: 10.1007/s00482-016-0168-8
Popis: Verbesserte onkologische Therapieoptionen verlangern die Uberlebensraten. Damit steigt die Zahl der Tumorpatienten mit persistierenden Schmerzen, die eine analgetische Therapie benotigen. In Bezug auf chronischen Nichttumorschmerz gibt es nachgewiesene biopsychosoziale Chronifizierungsmechanismen. Als Komplikation einer Analgetikatherapie werden Abhangigkeitssyndrome beschrieben. Lasst sich bei Patienten mit Tumorschmerz analog zu Patienten mit Nichttumorschmerz das multidimensionale Modell der Schmerzchronifizierung anwenden? Lassen sich Abhangigkeitssyndrome als Folge einer Analgetikatherapie belegen? In einem nichtsystematischen Review wurde nach Belegen fur somatische wie psychosoziale Chronifizierungsmechanismen bei Patienten mit Tumorschmerz gesucht. Hinweise auf mogliche Abhangigkeitssyndrome wurden anhand ausgewahlter Literaturstellen dargestellt. In einer MEDLINE-Recherche wurde die Zahl relevanter Publikationen ermittelt und aufgelistet (s. Zusatzmaterial online). Somatische Chronifizierungsfaktoren wie Schmerzintensitat, repetitive Schmerzreize sowie topische und demografische Faktoren entsprechen sich bei Tumor- und Nichttumorschmerz. Spezifisch fur Tumorschmerz ist die Induktion tumorabhangiger peripherer und zentraler Sensitivierungsmechanismen, die einer genetischen Variation unterliegen konnen. Hinsichtlich psychosozialer Chronifizierungsfaktoren weisen Patienten mit Tumor- und Nichttumorschmerz grose Ahnlichkeiten auf. Diesbezuglich sind sie miteinander vergleichbar. Auch fur Abhangigkeitssyndrome bei Patienten mit Tumorschmerz existieren Hinweise. Zur Therapieoptimierung sollte das Chronifizierungs- wie Abhangigkeitsrisiko bei chronischem persistierendem Tumorschmerz kunftig mehr in den Fokus rucken.
Databáze: OpenAIRE