Modellhafte Beseitigung von Umweltschäden und denkmalgerechte, nachhaltige Sanierung einer Carl Eduard Jehmlich - Orgel von 1878 im Raumkontext

Autor: Motzny, Oliver, Löther, Thomas, Bolsius, Jens, Johne, Wolfgang, Giele, Christoph
Jazyk: němčina
Rok vydání: 2014
Předmět:
DOI: 10.5165/hawk-hhg/216
Popis: Eine der ältesten Kirchen des Bistums Dresden-Meißen ist die Ostritzer Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt“. Ostritz liegt im Süden der Oberlausitz an der Neiße und damit in unmittelbarer Nähe zu Polen aber auch zur barocken Zisterzienserinnenabtei „St. Marienthal“. Das Gotteshaus wurde im 2. Viertel des 13. Jahrhunderts als rechteckige Saalkirche errichtet und den Aposteln Petrus und Paulus geweiht. Durch das Kloster erfolgte im 14. Jahrhundert ein Patronatswechsel zu „Mariä Himmelfahrt“. Die Kirche wurde in den vergangenen Jahrhunderten mehrmals um- und angebaut und bildet ein interessantes Abbild der Baustilepochen von der Romanik über Gotik und Barock bis zur Neorenaissance des Historismus. Dach und Fassade der Kirche wurden 2010/11 instandgesetzt. Im Jahre 1878 wurde durch die Werkstatt von Carl Eduard Jehmlich die heutige Orgel mit 2 Manualen, Pedal, mechanischen Schleifladen und ursprünglich 3 Kastenbälgen errichtet. Das Instrument gilt aufgrund der fast vollständig erhaltenen technischen Anlage und ihrer hervorragenden, für den Erbauer typischen hohen Qualität und der künstlerisch bedeutenden, weitgehend erhaltenen Klangsubstanz als erhaltens- und schützenswertes Kulturdenkmal der sächsischen Orgelbaukunst und -tradition. Leider wurde ein Kastenbalg zugunsten eines suboptimalen Schleudergebläses außer Betrieb genommen. Die Disposition der Orgel wurde in den Jahren 1913 und 1955 verändert. Diverse Zinnpfeifen wurden in Kriegszeiten beschlagnahmt und durch minderwertige Zinkpfeifen ersetzt. Durch das undichte Dach drang „saures“ Regenwasser in die Orgel ein und verursachte eine starke Korrosion an Metallteilen. Häufig auftretende Korrosionserscheinungen förderten dieses Schadbild. Durch aus heutiger Sicht problematische Holzschutzmittel war verstärkt Schimmelbildung an den Holzbauteilen zu verzeichnen sowie eine Gesundheitsgefährdung der Kirchenbesucher. Korrosion und Schimmelbildung werden auch begünstigt durch langjährige Verschmutzung infolge der Industrialisierung durch Kohlestaub und Asche bei der Förderung und Verstromung der Braunkohle in der näheren Umgebung sowie durch die bis 1990 vorhandene Kirchenheizung, die jedoch inzwischen erneuert wurde. Es war beabsichtigt die Orgel grundlegend zu reinigen und optimal an den Originalzustand heranzuführen. Dazu gehörten den Schimmelbefall und dessen Ursachen zu entfernen sowie die Hylotoxbelastung zu untersuchen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Alle umgesetzten oder umgearbeiteten Pfeifen sollten wieder an ihren Standort in ihre ursprüngliche klangliche Funktion zurückgeführt und die Zink- wieder durch Zinnpfeifen ersetzt werden um die Klanggestalt der Orgel wieder herzustellen. Das Schleudergebläse sollte entfernt und die Kastenbalganlage mit den original 3 Kästen jedoch mit einer innovativen Balghebeanlage versehen werden. Für die Nachhaltigkeit der Restaurierungsmaßnahmen waren wissenschaftliche Untersuchungen der Umweltverschmutzung sowie der klimatischen Verhältnisse eingeplant wurden, um Erkenntnisse für den künftigen Betrieb der Orgel im Zusammenhang von Kirchenraum, Heizung und Lüftung zu erhalten sowie empirische Erkenntnisse wissenschaftlich zu unterlegen. Durch elektronische Regelung sowie konstruktive Maßnahmen sollen die klimatischen Verhältnisse, insbesondere in Bezug auf die Luftfeuchte durch ressourcenschonende Maßnahmen optimiert werden.
Databáze: OpenAIRE