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»Kulturwuste« hat Chen Ruoxi ihre Heimat Taiwan genannt und damit die intellektuelle und kunstlerische Ausdorrung bezeichnet, die das vor den Kommunisten vom chinesischen Festland 1949 auf die Insel Taiwan geflohene Regime der Guomindang mit ihrer restriktiven Kulturpolitik lange Jahre betrieben hat. Die Tabuisierung politischer und sozialkritischer Themen mundete in den Ruckzug ins Private oder, mit den Worten Hu Shis (1891–1962), in die »Freiheit des Schweigens« der kunstlerisch Schaffenden. — Nach dem Studium der Englischen Literatur an der National Taiwan University (1957–1961) flieht Ch., wie viele taiwanesische Intellekturelle, die kulturelle und politische Enge Taiwans. Im amerikanischen Exil engagiert sich Ch. fur die kulturelle und politische Zusammenfuhrung Taiwans und der Volksrepublik China auf dem Wege unzensierten und vorurteilsfreien intellektuellen Austauschs. 1966 folgt sie enthusiastisch dem Aufruf der volksrepublikanischen Regierung, ausgebildete Uberseechinesen mogen ›heimkehren‹ und am sozialistischen Aufbau Chinas mitwirken. Ihre ernuchternden Erfahrungen in der Volksrepublik wahrend der als politische Kampagne beginnenden Kulturrevolution (1966–76), die sich vor allem gegen Intellektuelle und alte Kader richtet, verarbeitet Ch. seit 1974 in einer Reihe von Erzahlungen, deren bekannteste »Yin xianzhang« von 1974 (Die Exekution des Landrats Yin, 1979) ist. |