Patientenbesuche im Krankenhaus durch Besuchsdienste von Krebs-Selbsthilfegruppen – zur Prozess- und Ergebnisqualität

Autor: W. Slesina, A. Weber, D. Rennert
Rok vydání: 2014
Předmět:
Zdroj: Das Gesundheitswesen. 76:847-855
ISSN: 1439-4421
0941-3790
DOI: 10.1055/s-0034-1366984
Popis: In Deutschland haben schon in den 1970er Jahren mehrere Selbsthilfeverbande Krebskranker damit begonnen, Patientenbesuche im Krankenhaus fur Krebskranke durchzufuhren. Bisher waren die Gesprache zwischen Patienten und Besuchsdienstmitarbeitern noch nicht Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung. Daher wurde eine gemeinsame Studie der Deutschen ILCO, der Frauenselbsthilfe nach Krebs und der Sektion Medizinische Soziologie einer deutschen Universitat durchgefuhrt mit dem Ziel, die Qualitat der Besuchergesprache bei Pa­tienten/innen mit Darmkrebs und bei Brustkrebspatientinnen einzuschatzen. Es handelte sich um eine Beobachtungs-Kohortenstudie mit 2 Messzeitpunkten (T1: wahrend des Krankenhausaufenthalts; T2: 3 Monate nach Krankenhausentlassung). Die Studie verband eine beschreibende Querschnittanalyse zur Prozessqualitat der Gesprache mit einer hypothesengeleiteten Langsschnittanalyse zur Ergebnisqualitat der durchgefuhrten Gesprache. Die Datenerhebung erfolgte durch schriftliche, postalische Patientenbefragung, wobei der T1- und T2-Fragebogen in Abstimmung mit mehreren regionalen Selbsthilfegruppen entwickelt wurde. Die Fragebogen enthielten neben soziodemografischen und krankheitsbezogenen Fragen validierte Skalen zur Belastung von Krebskranken (FBK-R10), zur Depressivitat (CES-D) und zu gesundheitsbezogenen Kontrolluberzeugungen (GKU) und speziell entwickelte Fragen fur die Krebspatienten uber die Prozess- und Ergebnisqualitat der Gesprache mit den Besuchern von Selbsthilfegruppen. Die grose Mehrheit der Patienten beurteilte das Auftreten und Verhalten des Besuchers in mehrerer Hinsicht sehr positiv. So empfanden die meisten Patienten das Gesprach als nutzlich fur ihre psychische Verfassung und Situation durch den Abbau von Angsten, den Aufbau von Hoffnung, Mut, Zuversicht und die erhaltenen Anregungen zur Krankheitsbewaltigung. Allerdings fanden sich zum Zeitpunkt 3 Monate nach Krankenhausentlassung (T2) fur die Merkmale krankheitsbezogene Belastung, Depressivitat und gesundheitsbezogene Kontrolluberzeugungen bei Patienten mit Besuchergesprach keine Hinweise auf einen positiven/salutogenen Gesprachseffekt. Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass die Moglichkeit zu einem Gesprach mit einem Besuchsdienst einer Selbsthilfegruppe von den meisten Patienten als hilfreich erachtet wird und weiter angeboten werden sollte. Ein mittelfristiger Effekt konnte in der Studie nicht gezeigt werden. Weitere Forschungen zur Bedeutung der Selbsthilfe in der Versorgung sind notwendig.
Databáze: OpenAIRE