Stabilität posttraumatischer Intrusionen bei Polizeibeamten

Autor: Nils Schütte, Udo Weiss, Olaf Bär, Gereon Heuft
Rok vydání: 2010
Předmět:
Zdroj: Psychotherapeut. 55:233-240
ISSN: 1432-2080
0935-6185
Popis: Diese prospektive Studie untersuchte den Verlauf der Schwere der posttraumatischen Symptomatik von Polizeibeamten uber einen Zeitraum von 12 Monaten (T1: direkt, T2: 6 Monate und T3: 12 Monate) nach der Konfrontation mit schweren beruflichen Belastungen. Mithilfe eines strukturierten Interviews (SKID-I und SKID-II) wurden 50 Polizeibeamte 6 Monate nach dem Ereignis (T2) syndromal diagnostiziert. Das globale Funktionsniveau wurde durch die Global Assessment of Functioning Scale (GAF) und die Beeintrachtigung durch den Beeintrachtigungs-Schwere-Score (BSS) zu T1 und T2 operationalisiert. Auserdem wurde im Hinblick auf die Schwere der posttraumatischen Symptomatik die Impact of Event Scale - Revised (IES-R) zu T1 und T2 erhoben. Nach 12 Monaten (T3) wurde von 40 Polizeibeamten nochmals die Schwere der posttraumatischen Symptomatik postalisch erfragt. Bei 14 Polizeibeamten (28%) wurde die Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstorung (PTBS) 6 Monate nach dem Ereignis gestellt. Die PTBS-Gruppe zeigte eine signifikante Absenkung des Funktionsniveaus und eine signifikante Erhohung der psychischen Beeintrachtigungen. Hinsichtlich der Stabilitat der posttraumatischen Intrusionen (IES-R-Subskala Intrusionen) wies die PTBS-Gruppe im Vergleich zur Nicht-PTBS-Gruppe eine geringere Absenkung uber die 12 Monate auf (ordinale Interaktion) und erfuhr keine so ausgepragte Besserung der Symptomatik wie beim Vermeidungsverhalten und der Ubererregung. Obwohl die Polizeikrafte durch das berufliche Auswahlverfahren und das professionelle Training eine physisch sowie psychisch gesunde Berufsgruppe im Vergleich zur Allgemeinbevolkerung darstellen, weisen die Ergebnisse auf das Gefahrdungspotenzial beruflicher Extremsituationen hin. Da die posttraumatische Intrusionssymptomatik bei vielen Betroffenen in geringerem Mas abnimmt, scheint es unverzichtbar, Polizeibeamten nach Extremsituationen weitere professionelle Unterstutzung zur Verfugung zu stellen.
Databáze: OpenAIRE