Klima-Biomonitoring: Nachweis des Klimawandels und dessen Folgen für die belebte Umwelt

Autor: Winfried Schröder, H. Wolf, H. Gebhardt, U. Rammert
Rok vydání: 2010
Předmět:
Zdroj: Environmental Sciences Europe. 22:7-19
ISSN: 2190-4715
2190-4707
Popis: Hintergrund und ZielEs wird vorgeschlagen, Biomonitoring-Verfahren zu verwenden, um Auswirkungen des Klimawandels auf die belebte Umwelt zu erkennen, zu bewerten und zu dokumentieren, weil • es mit dieser Methode gelingt, klimainduzierte Veranderungen in besonders empfindlichen Gebieten in Deutschland mit ihren Lebensraumen, Lebensgemeinschaften und Arten darzustellen, • es bezuglich Zuwanderung und Ausbreitung neuer Schadlinge und Krankheitserreger fur Mensch, Tier und Pflanze nach bzw. in Deutschland relevante Informationen liefern kann, • damit der Politik zur Bewertung der Auswirkungen des Klimawandels wichtige Informationen, Handreichungen und Entscheidungsgrundlagen zur Verfugung gestellt werden konnen und • auf dieser Grundlage geeignete Anpassungsmasnahmen eingeleitet und auf ihre Wirksamkeit gepruft werden konnen, wie beispielsweise in der Deutschen Anpassungsstrategie (BMU 2009) beschrieben. Fur Biomonitoring-Verfahren, die geeignet sind, Auswirkungen des Klimawandels anzuzeigen, wird der Begriff Klima-Biomonitoring vorgeschlagen Diese Verfahren sollten aus verschiedenen Grunden (u. a. abgestimmte Methodik und gleiche Datenbasis, Kostenersparnis) unter Beteiligung aller Bundeslander umgesetzt werden. Bioindikation ist bereits heute ein unverzichtbares Verfahren, fruhzeitig Veranderungen in der belebten Umwelt zu erkennen und somit Hinweise auf besondere Gefahren zu liefern (Fruhwarnsystem). Fur das Klima-Biomonitoring werden vorzugsweise bestehende Monitoringsysteme mit ihren bereits erhobenen Daten ausgewertet und mitgenutzt. Material und Methoden Das Klima-Biomonitoring greift auf bereits eingefuhrte und bewahrte Methoden der Bioindikation von Umweltveranderungen zuruck. Bestehende Methoden werden im Hinblick auf die besonderen, durch den Klimawandel bedingten Anforderungen erganzt, angepasst und weiterentwickelt. Auf der Grundlage einer Auswertung relevanter laufender Bundes- und Landerprogramme werden wesentliche Wirkungen des Klimawandels identifiziert, die datenliefernden Programme zugeordnet und Auswertungen vorgeschlagen. Zusatzlich werden Datenquellen beschrieben, deren Nutzung weitergehende Betrachtungen ermoglichen. ErgebnisseIn einer Ubersichtstabelle werden Monitoring-Programme auf Bundes- und Landerebene systematisiert und hinsichtlich ihrer Bedeutung fur die Bewertung von Klimafolgen auf die belebte Umwelt dargestellt. Eine Ubersicht uber Datenquellen sowie eine Darstellung erster Erkenntnisse aus der Auswertung vorliegender Daten belegen die Relevanz des vorgeschlagenen Verfahrens. Der erkennbare Forschungs- und Entwicklungsbedarf wird umrissen und Vorschlage fur eine Optimierung des Daten- und Methodenaustausches benannt. Beispiele zur Anwendung und Vertiefung der Thematik sowie Anregungen zur Weiterentwicklung der Methodik und zum Schliesen von Kenntnislucken werden in Folgepublikationen aufgezeigt. DiskussionAuf der Basis des Klima-Biomonitorings kann das Ausmas der durch den Klimawandel bereits eingetretenen Veranderungen beschrieben sowie Szenarien und Prognosen zu den Auswirkungen von Klimaveranderungen erstellt werden. Weiterhin ist es moglich, die sekundaren Wirkungen des Klimawandels, insbesondere die Auswirkungen der Masnahmen zur Anpassung an den Wandel, mithilfe der Bioindikation auf ihre Wirksamkeit zu prufen. Fur einige Klima-Bioindikatoren ist der kausale Zusammenhang zwischen Klimawandel und Reaktion bereits belegt (zum Beispiel die Fruhjahrsphasen in der Pflanzenphanologie), in anderen Fallen mussen noch Methoden zur Unterscheidung zwischen Klimawirkungen und anderen Wirkfaktoren entwickelt werden. Die Erkenntnisse aus dem Klima-Biomonitoring sollen Grundlage fur entsprechende Handlungen sein, sodass geeignete Anpassungsstrategien und gleichzeitig Masnahmen zur Vermeidung oder zur Verminderung der Effekte eingeleitet werden konnen. Zugleich sollen eine angemessene Politikberatung, eine Information der Offentlichkeit und die Erfullung entsprechender Berichtspflichten erfolgen. Schlussfolgerungen:Klima-Biomonitoring ist eine geeignete Methode, um klimainduzierte Veranderungen in besonders empfindlichen Gebieten in Deutschland mit ihren Lebensraumen, Lebensgemeinschaften und Arten darzustellen. Erste Auswertungen zeigen, dass bereits Wirkungen des Klimawandels auf die belebte Umwelt nachweisbar sind. Hierbei liefert die Pflanzenphanologie seit vielen Jahren wertvolle Hintergrunddaten. Eine Verschneidung dieser Hintergrunddaten mit Daten aus anderen geeigneten Monitoring-Programmen und weiteren Informationen (zum Beispiel Geobasisdaten) ermoglicht es, diese Erkenntnisse zu erganzen. Damit ist die Ermittlung und Bewertung von klimainduzierten Wirkungen auch im Bereich der Ausbreitung von Krankheitsubertragern und -erregern und anderer Phanomene sowie der Bewertung von Masnahmen moglich. Empfehlungen und PerspektivenEine abgestimmte Anwendung der Methodik in allen Bundeslandern und beim Bund, eine Verbesserung des Daten- und Methodenaustausches, die Identifikation, Erschliesung und Nutzung weiterer Datenquellen, die Weiterentwicklung der Methodik und eine Publikation weiterer Erkenntnisse werden empfohlen. Es ist davon auszugehen, dass sich das Klima-Biomonitoring wegen seiner Vorteile als Methode zur Erhebung von Klimafolgen fur die belebte Umwelt auch international etablieren wird.
Databáze: OpenAIRE