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Die zentrale These von Max Webers Schrift „Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ spricht von einer direkten kausalen Beziehung zwischen dem machtigen kulturellen Einfluss der Protestantischen Ethik und der spezifisch okzidentalen Entwicklung des Kapitalismus — nicht etwa von einer ausschlieslichen Kausalitat, doch von entscheidenden kulturellen Faktoren fur die Entwicklung der Gestalt unserer so genannten „Arbeitsgesellschaft“ als einer Gesellschaft, welche „(...) die Arbeit in eigene Rollen fasst und diesen Rollen eine pragende Bedeutung im Leben der Menschen wie in den Institutionen der Menschen zumisst“ (Dahrendorf 1983: 32).1 In der Gegenwart nun hat sich nicht nur Max Webers Prognose bewahrheitet, dass sich der religiose Ursprung der asketisch orientierten Berufsethik im Kapitalismus als kulturell bedingte Wurzel unserer leistungsorientierten Lebensfuhrung in der modernen Industriegesellschaft verfluchtigen wurde. Es scheint sich zudem mit der Radikalitat und Geschwindigkeit des produktions- und kommunikationstechnologischen Fortschrittes in der Gegenwart auch das „stahlerne Gehause“ der Arbeitsgesellschaft selbst zu offnen, indem Arbeit, verstanden als „bezahlte Berufsarbeit“, zur knappen Ware wird. Webers beruhmtes Diktum „Der Puritaner wollte Berufsmensch sein — wir mussen es sein“ (Weber 1988: 203)2 wird durch die neuen sozialen und okonomischen Entwicklungen zumindest relativiert; soziale Integration muss uber neue motivierende Aufgabenstellungen und Pflichten fur den Burger gesucht werden. |