Aufwendige Langzeit-Psychotherapie und kostengünstige medikamentengestützte Verhaltenstherapie im Vergleich

Autor: I. Tischer, M. Leuzinger-Bohleber, Birgit Gaertner, K. L. Laezer
Rok vydání: 2015
Předmět:
Zdroj: Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement. 20:178-185
ISSN: 1439-4049
1432-2625
Popis: Zielsetzung: Im Anschluss an eine kontrollierte Studie zur Wirksamkeit psychoanalytischer Langzeitbehandlungen und verhaltenstherapeutisch/medikamentoser Behandlungen bei Kindern mit der Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitatssyndrom (ADHS) und Storung des Sozialverhaltens wurde eine gesundheitsokonomische Nachuntersuchung durchgefuhrt, die sich ausschlieslich auf Behandlungs- und Betreuungskosten konzentrierte. Methode: Die Kosten aller symptombezogenen Behandlungs- und Betreuungsinterventionen wurden in einer Teilstichprobe von 18 Kindern (matched pairs nach Alter, Geschlecht, Diagnose und IQ) aus beiden Behandlungsarmen fur einen Zeitraum von durchschnittlich 41 Monaten untersucht. Zum Einsatz kam ein einschlagiger gesundheitsokonomischer Fragebogen, der im Elterninterview erhoben und durch Einsichtnahme in die Patientenakten und in andere Dokumente erganzt wurde. Ergebnisse: Isoliert betrachtet erweist sich die psychoanalytische Behandlung zunachst als mehr als doppelt so teuer wie die verhaltenstherapeutisch/medikamentose Behandlung. Werden in einem zweiten Schritt die zusatzlich notwendig gewordenen, symptombezogenen Interventionen (zusatzliche teilstationare und stationare Aufenthalte, zusatzliche ambulante Psychotherapie sowie zusatzliche sozialpadagogische Masnahmen und Einzelfallhilfen) betrachtet, zeigen sich dagegen deutliche Unterschiede zugunsten der psychoanalytischen Behandlung. Die Kosten der zusatzlichen Masnahmen der verhaltenstherapeutisch/medikamentosen Behandlungsgruppe uberstiegen um das 23-fache die Kosten der zusatzlichen Masnahmen in der psychoanalytischen Behandlungsgruppe. Schlussfolgerung: Der haufig vorgebrachte Eindruck, dass psychoanalytische Langzeitbehandlungen hohere Behandlungskosten als verhaltenstherapeutisch/medikamentose verursachten und nicht kosteneffektiv seien, erfahrt eine deutliche Korrektur, sobald die zusatzlich zu den Therapien notwendig gewordenen symptombezogenen Interventionen bei den Behandlungskosten berucksichtigt werden.
Databáze: OpenAIRE