Popis: |
Seit Einfuhrung eines gesetzlich verankerten Schwangerschaftsvorsorgeprogramms in den 60 er Jahren ist hierzulande eine zunehmende Inanspruchnahme arztlicher Betreuung durch Schwangere zu verzeichnen. Im gleichen Zeitraum haben sich die Ergebnisse der mutterlichen und perinatalen Morbiditat und Mortalitat erheblich verbessert. Im Vergleich mit anderen europaischen Landern nimmt Deutschland heute bei der perinatalen Mortalitat eine Spitzenposition ein, wahrend vor 20 Jahren lediglich ein Platz im unteren Mittelfeld erreicht wurde. Daraus ist freilich noch keine ursachliche Beziehung zwischen Schwangerenvorsorge und Schwangerschaftsergebnissen abzuleiten. Ein solcher Zusammenhang ist angesichts der vielfaltigen Ursachen verbesserter geburtshilflicher Daten auch kaum zu beweisen. Epidemiologische Studien zeigen zumindest tendenziell, das antenatale Vorsorgeprogramme zur Gesunderhaltung von Mutter und Kind beitragen [14, 48]. In Ubereinstimmung damit wurde kurzlich nach Durchfuhrung einer umfangreichen, prospektiven Studie von einer deutlich reduzierten perinatalen Mortalitat im Zusammenhang mit regelmasiger Schwangerenbetreuung berichtet. Dabei zeigte sich allerdings, das die Effizienz der Vorsorge weniger von der Anzahl durchgefuhrter Untersuchungen, sondern eher von der differenzierten Anwendung geeigneter Masnahmen abhangt, also weniger ein quantitatives denn ein qualitatives Problem darstellt [33]. Am grundsatzlichen Nutzen der Schwangerenvorsorge bestehen somit nur wenig Zweifel; es stellt sich jedoch die Frage nach der Leistungsfahigkeit der Schwangerschaftsuntersuchungen im einzelnen. Die im Rahmen der Mutterschaftsrichtlinien vorgesehenen antenatalen Vorsorgeuntersuchungen konnen weitgehend als leistungsfahig angesehen werden. Dies gilt sicherlich fur die Bestimmung der Blutgruppe und des Blutdruckes, den Nachweis einer Proteinurie oder Bakteriurie, die serologische Lues-, Roteln-, HIV- und Hepatitis-B-Diagnostik und das Ultraschallscreening, wahrscheinlich auch fur den Chlamydienabstrich und die Erhebung des Fundusstandes sowie mit Einschrankung fur die Hamoglobinbestimmung und den Nachweis einer Glukosurie. Die routinemasige vaginale Untersuchung ist zur Vorhersage einer vorzeitigen Geburt von fraglichem Nutzen. Hingegen liefert die Diagnostik der vaginalen Bakteriose eher eine aussichtsreiche Moglichkeiten zur Abschatzung des Fruhgeburtsrisikos. Die folgenden Ausfuhrungen sollen einen Uberblick uber sinnvolle und weniger nutzliche Basisuntersuchungen in der Schwangerschaft liefern, wobei auf eine Diskussion weiterfuhrender Methoden der Pranataldiagnostik verzichtet wird, uber die kurzlich in dieser Zeitschrift kritisch berichtet wurde [20]. |