Burnout als Krankheitskonzept

Autor: Barbara Schneider, Axel Schüler-Schneider, Andreas Hillert
Rok vydání: 2011
Předmět:
Zdroj: Psychiatrische Praxis. 38:320-322
ISSN: 1439-0876
0303-4259
DOI: 10.1055/s-0031-1276895
Popis: Burnout-Syndrom ist eine Sonderform der Depression mit ausgepragter maniformer Abwehr Freudenberger ubertrug 1974 den Begriff Burnout aus der Kerntechnologie in den sozialwissenschaftlichen Bereich. Gerade die Menschen, die in einem schonen, abwechslungsreichen Beruf mit viel Verantwortung und mit sozialem Engagement arbeiten, sind burnoutgefahrdet [1]. Burnout ist das Ergebnis der Imbalanz zwischen den Merkmalen und Moglichkeiten einer Person und den Merkmalen und Moglichkeiten seines Berufes. Die Haufigkeit betragt etwa 20% [2]. Burnout-Syndrom ist eine Sonderform der Depression mit einer maniformen Abwehr. Durch vermehrte Aktivitat wird versucht das sichere Scheitern zu verhindern. Es ist ein Prozess, der unbehandelt in eine Depression mundet [3]. Es ist wichtig, die resultierende Erkrankung, namlich die Depression nach ihrem Schweregrad mit einer Ziffer aus dem Kapitel F des ICD-10 zu verschlusseln und nicht die Befindlichkeitsstorung nach Ziffer Z73.0. So ist auch eine langere Krankschreibung moglich. Dies alleine ist aber keine ausreichende Therapie. Nur eine Aufarbeitung der Konflikte fuhrt zu einer Stabilisierung. Die aktuellen Konflikte haben in der Regel eine lange Vorgeschichte und stellen oft eine Reaktivierung fruherer Konflikte dar. Das erbliche Risiko fur Depression betragt 5%. Wenn Depressionen in der Familie vorliegen erhoht sich das Risiko, an einer Depression zu erkranken auf 15%, bei eineiigen Zwillingen liegt es sogar bei 50%. Eine Untersuchung der WHO kam zum Ergebnis, dass es zu einer 10-fachen Zunahme von Depressionen in Deutschland seit 1960 gekommen ist. Es gibt mehr als 4 Millionen behandlungsbedurftige Depressionskranke in Deutschland [4]. Der arbeitsplatzbezogene Stress nehme zu und damit auch die Haufigkeit von Burnout-Syndrom und Depression. Dabei werden die Betroffenen immer junger. Seit 1945 ist die Suizidrate in Deutschland von uber 20000 auf unter 10000 pro Jahr deutlich zuruckgegangen [5]. Gleichzeitig haben die Suchterkrankungen zugenommen. Burnout-Syndrom eignet sich als ein differenziertes Krankheitskonzept und sollte nur fur Depressionen, die durch Konflikte am Arbeitsplatz ausgelost wurden, verwendet werden. Mittlerweile kam es zu einer Popularisierung des Begriffs Burnout-Syndrom und er wurde nicht nur fur Erschopfungszustande durch engagierte Arbeit, sondern u.a. auch bei Kindern, Schulern und fur private Erschopfungszustande verwendet. Dies fuhrte zu einer Verwasserung des Begriffs. So entfernte er sich von einer klar umrissenen Diagnose, die notwendig ist, um eine geeignete Therapie festzulegen. Burnout-Syndrom sollte nur fur berufsbedingte Erschopfungsund Depressionszustande Anwendung finden. Ein wichtiger Teil der Therapie besteht in der Entfernung aus dem Arbeitsprozess, dies ist im privaten Bereich schwierig.
Databáze: OpenAIRE