'Männer in die Kita' – ein Beispiel für die Irrwege bildungspolitischer Entscheidungen
Autor: | Heidemarie Keller |
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Rok vydání: | 2015 |
Zdroj: | Frühe Bildung. 4:48-50 |
ISSN: | 2191-9194 2191-9186 |
DOI: | 10.1026/2191-9186/a000193 |
Popis: | Spatestens seit dem Gutachten des Aktionsrates Bildung aus dem Jahre 2009 „Geschlechterdifferenzen im Bildungssystem“ wurden Jungen als Verlierer des Bildungssystems identifiziert. Es wurde argumentiert, dass sie bei gleicher Kompetenz schlechtere Noten als Madchen erhielten. Die Ursache wurde schnell diagnostiziert: die weibliche Ubermacht im Elementarund Primarbildungsbereich. Die Padagoginnen benachteiligten Jungen und diese hatten durch die fast ausschliesliche „Konfrontation“ mit Erzieherinnen und Lehrerinnen nicht die „Chance eine „ausgereifte Geschlechtsidentitat“ zu bilden – es fehle an positiven Rollenvorbildern (so der damalige Prasident der FU Berlin Dieter Lenzen in Spiegel online am 12.03.2009). Diese vage Vermutung geistert seitdem als wissenschaftlicher Beleg durch die Medienlandschaft und – gravierender – bestimmt politische Entscheidungen der Vergabe von Steuergeldern. Wissenschaftlich fundierte Belege, dass dem nicht so ist, haben zwar auch ihren Weg in die Medien gefunden, nicht jedoch in die Politik – z. B. die Untersuchung von Neugebauer, Helbing & Landmann (2010), die mit den Daten der Iglu Studie von 2003 bis 2005 zeigten, dass die Leseund Rechenkompetenz von Madchen und Jungen sich nicht danach unterscheidet, ob sie von weiblichen oder mannlichen Lehrern unterrichtet werden (siehe auch die GEW Studie zur Jungenbenachteiligung und Feminisierung in deutschen Bildungsinstitutionen von T. V. Rieske, 2011). Um das vermeintliche Ubel an der Wurzel zu packen, wollte die Politik dann mit dem Slogan „Manner in die Kitas“ Nagel mit Kopfen machen. Die damalige Familienministerin Kristina Schroder legte zwischen 2011 und 2013 ein Programm auf, wodurch in 16 Modellprojekten in 13 Bundeslandern der Anteil mannlicher Fachkrafte in den Kitas erhoht werden sollte. Der Anteil stieg tatsachlich von 9979 auf 15113 Fachkrafte – zum Teil durch die Umschulung langzeitarbeitsloser Manner, die in Crashkursen geschult und schlieslich fur ebenso gut befunden wurden, wie ausgebildete padagogische Fachkrafte.1 Verschiedene Trager von fruhkindlichen Bildungseinrichtungen haben sich dem Aufruf „Manner in die Kitas“ angeschlossen. |
Databáze: | OpenAIRE |
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