Hirnveränderungen bei Parathion-Vergiftung: Beobachtungen in 42 Fällen

Autor: M. Oehmichen, W. Schlote, H. J. Mallach
Rok vydání: 1983
Předmět:
Zdroj: Zeitschrift für Rechtsmedizin. 90:173-189
ISSN: 1437-1596
0044-3433
Popis: Zur Frage denkbarer toxischer Veranderungen des Gehirns nach Parathion-Vergiftung wurden insgesamt 42 todliche Vergiftungsfalle neuropathologisch untersucht. In 41 Fallen, in denen die Betroffenen akut an den Folgen der Vergiftung gestorben waren, konnten Sauerstoffmangelveranderungen an Nervenzellen nur vereinzelt (7%) festgestellt werden. Nahezu regelmasig (93% der Falle) lag eine ausgepragte Hyperamie vor, oftmals gemeinsam mit reaktionslosen, periventrikularen Blutungen, die in 40% der Falle auftraten. In einem Drittel der Falle (33%) fand sich eine masggradige Schwellung der Oligodendroglia. Wahrend sich histologisch in nahezu einem Drittel der Falle (30%) Hinweise auf ein Odem fanden, konnte durch Vergleich von Hirngewichten der eigenen Falle mit Hirngewichten einer grosen Vergleichspopulation ausschlieslich in funf Fallen (12%) ein eindeutig pathologisches Hirngewicht festgestellt werden, unter Berucksichtigung eines Vertrauensbereiches mit 95%iger Sicherheit. Allerdings lag das gemessene Hirngewicht in 18 Fallen (42%) uber dem Sollgewicht, wenn der Vertrauensbereich nicht berucksichtigt wurde. Ausgepragte Sauerstoffmangelveranderungen fanden sich ausschlieslich bei einer Person, die die akute Vergiftung — nach einem Herz- und Atemstillstand — vier Wochen uberlebt hatte. Demgegenuber konnten primar-toxische Veranderungen in den untersuchten Fallen nicht festgestellt werden. Dieser negative morphologische Befund steht den tierexperimentellen funktionellen Untersuchungen anderer Autoren gegenuber, die den Tod infolge Parathion-Vergiftung als Folge einer toxisch bedingten, zentralen Atemlahmung ansehen lassen musten. Das Schrifttum wird diskutiert.
Databáze: OpenAIRE