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Sicherheitserwartungen und -versprechen sind historisch mit vielfältigen Prämissen, Stoßrichtungen, Artikulationsformen und Durchsetzungsweisen verbunden. Das vorliegende Jahrbuch Innere Sicherheit knüpft an diese Verbindungen an und widmet sich der Frage der Sicherheit, wie sie nicht nur, aber auch in der Erziehungswissenschaft diskutiert wird (vgl. Liesner 2002; Zurawski 2008; Zoche/Kaufmann/Haverkamp 2010; Hempel/Krasmann/Bröckling 2011; Aisch-Angus 2019). Ein interdisziplinär orientierter Zugang rückt für die pädagogische Einordnung der Sicherheitsfrage zwei relevante Entwicklungen in den Blick: erstens die voranschreitende Pädagogisierung jener Bereiche, die als Sicherheitsrisiko definiert werden, zweitens die zunehmende Verlagerung der staatlichen Sicherheitsfrage nach ,,innen“, in das Gesellschaftliche und Private. Die Analyse der Pädagogisierung als eine Technik der Versicherheitlichung (vgl. Buzan/Wæver/de Wilde 1998; Liesner 2004, S. 80) scheint uns vor allem in Hinblick auf ihr obligatorisches Scheitern von besonderem Interesse: Denn ungeachtet sorgfältiger Vorkehrungen und Maßnahmen ist eine Sicherheitskultur (vgl. Daase/Engert/Junk 2013), deren Folgen nicht Ausgrenzungen und Schließungen sind, kaum möglich. Gerade letztere bringen abermals Unsicherheiten mit sich, die weitere Pädagogisierungsmaßnahmen in Gang setzen, ein ,,infiniter Regress“ (Wehrheim 2018, S. 214) nimmt seinen Lauf. Im Hinblick auf die Verlagerung der Sicherheitsfrage nach innen wiederum sind Subjektivierungsprozesse und Diskurse, die im Namen der Sicherheit produktiv werden, ebenso von Relevanz wie Praktiken und Strategien des Umgangs damit. |