Die RAF im Spiegel der Literatur und der westdeutsche Berichterstattung

Autor: Siedler, Michael
Jazyk: němčina
Rok vydání: 2008
DOI: 10.25365/thesis.681
Popis: Die RAF selbst betrachtete sich als eine Avantgarde der kommunistischen/marxistischen/leninistischen/antiimperialistischen Stadtguerilla, sie wurde anlässlich der Befreiung von Andreas Baader, am 14. Mai 1970 von Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Horst Mahler gegründet. Als Vorbild dienten ihnen diverse südamerikanische Terrorbewegungen, wie zum Beispiel die Tupamaros in Urugay. Die RAF erklärte 1998 ihre endgültige Auflösung, wo sie auch gleich die Möglichkeit einer eventuellen Neugründung einbaute. Sie, die RAF entstand aber nicht erst 1970, sondern entwickelte sich aus den radikalen Studentengruppierungen der späten 1960er Jahre. Der Tod des Studenten Benno Ohnesorg, welcher von einem Polizisten bei einer Anti-Springer Demonstration erschossen wurde, stellt einen klaren Wendepunkt in der Form des studentischen Widerstandes da. In ihren Augen war es ein eiskalter Mord, auch die Vertuschungsversuche der Behörden trugen dazu bei, die ohnehin politisch aufgeheizte Lage weiter zu verschärfen. Als erste Aktion erfolgte auch die so genannte „Frankfurter Kaufhausbrandstiftung“ unter Mitwirkung von Baader, Ensslin, Proll und Söhnlein. Kurz nach der Befreiung von Andreas Baader erfolgte der Aufbau einer Kommandostruktur als auch eine Ausbildung in einem palästinensischen Lager der Al-Fatah. Nach diversen Anschlägen wurde fast die gesamte „Erste Generation“ verhaftet und in Hochsicherheitsgefängnis Stammheim verwahrt. Hier wurde der „Kampf“ dann mit denn ihnen verblieben Mitteln (Hungerstreiks, Beschwerden usw.) weiter geführt. Noch vor Beendigung des Prozesses waren die Protagonisten der RAF tot, nur Irmgard Möller überlebte. Die in Freiheit geblieben RAF-Mitglieder versuchten mittels der Entführung von Hanns-Martin Schleyer und der Entführung einer Maschine der Lufthansa die Inhaftierten frei zu bekommen, da der Staat sich aber weigerte mit den Terroristen zu verhandeln scheiterten diese Versuche. Die „Zweite Generation“ begann nun sich zu formieren und die Lücken zu schließen, Brigitte Mohnhaupt übernahm nun die Führung und begann auch gleich mit der Planung neuer Aktionen. Nach diversen Anschlägen, wie etwa auf den Oberkommandierenden der NATO Landstreitkräfte in Europa General Alexander Haig, musste sich aber die RAF immer mehr auf die „Systemerhaltung“ beschränken. Auch die erfolgten Verhaftungen diverser RAF-Kader schwächten die Kommandostrukturen immer mehr. Besonders erwähnenswert an der „Zweiten Generation“ ist die Mithilfe der STASI (dies ist der Geheimdienst der ehemaligen DDR) bei der „Evakuierung“ ausgebrannter RAF- Kader in die DDR, wobei aber gesagt werden muss das die STASI keine direkte Hilfe bei Anschlägen stellte, sondern den untergetauchten RAF-Kadern die Gründung einer Existenz in der DDR ermöglichte. Sie, die DDR kooperierte nicht mit den Sicherheitsbehörden der BRD bei der Ergreifung der RAF-Mitglieder. Die so abgetauchten Straftäter konnten zwar so den westdeutschen Sicherheitsbehörden entgehen, mussten aber nun ein Leben in der DDR, unter ständiger Beobachtung der STASI fristen. Nach der Wende wurden alle ehemaligen Kader aufgespürt und dem Straffvollzug zugeführt. Die „Dritte Generation“ bestand laut Verfassungsschutz aus ca. 30 bis 40 Personen sowie 250 Personen an Unterstützern. Besonders auffallend an ihr ist die Qualität der Anschläge (der Mord an Alfred Heerhausen als auch an Detlev Carsten Rohwedder) welche auf ein enormes militärisches Wissen basieren müssen. Durch ihre Brutalität, hier sei stellvertretend der Mord an den amerikanischen Soldaten Edward Pimental genannt, verlor sie auch die Unterstützung in der breiten Masse der studentischen und bürgerlichen Linke. Auch in ihrer Zielsetzung veränderte sich die RAF, es stand nun nicht mehr die Befreiung der inhaftierten Mitglieder an oberster Stelle, sondern Angriffe auf Einrichtungen des Staates und der NATO, sowie die Kooperation mit andern linksextremen/terroristischen Vereinigungen. 1993 sorgte die RAF nochmals für Aufregung, am Bahnhof in Bad Kleinen wollte die GSG-9 durch einen Zugriff die beiden RAF-Kader Grams und Hogefeld verhaften, durch unzureichende Aufklärung und Kompetenzstreitereien wurde diese Aktion zu einem totalen Desaster. Wolfgang Grams und der GSG-9 Beamte Michael Newrzella wurden dabei beide tödlich verletzt. Auch innenpolitisch führte dieser verpatze Einsatz zu Konsequenzen, der Generalbundesanwalt Alexander von Stahl, wie auch der Bundesinnenminister legten darauf ihr Amt zurück. In den Kreisen der studentischen Linken, aber nicht nur dieser, wird bei diesem Einsatz aber von einem staatlichen Mord ausgegangen, obwohl diese „staatliche Mordtheorie“ nie auch nur im geringstem belegt werden konnte. Wie bereits erwähnt löste sich die RAF 1998 auf, sie vermachte der BRD als „Erbe“ einen Milliardenschaden und brachte viel Leid über alle beteiligten Personen, aber auch in ihren Reihen brachte sie nur Tod und verderben. Es bleibt nur zu hoffen, dass die „RAF-Hydra“ nun endgültig tot ist.
Databáze: OpenAIRE