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Ende 2020 hat die Europäische Kommission einen ersten Entwurf für eine Richtlinie über angemessene Mindestlöhne vorgelegt. Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass die Mindestlöhne in fast allen Mitgliedsstaaten unter der international üblichen Schwelle von 60 % des Medianlohns bzw. 50 % des Durchschnittslohns liegen und damit für ein menschenwürdiges Leben nicht ausreichen. Der diesjährige WSI-Mindestlohnbericht dokumentiert, dass zum Erreichen dieser Richtwerte in den meisten Ländern deutliche Anhebungen der Mindestlöhne notwendig sind. Auch wenn das Wachstum der Mindestlöhne in der EU in diesem Jahr – bedingt durch die Corona-Pandemie – mit nur 3,1 % (nominal) bzw. 1,6 % (real) deutlich geringer ausfällt als in den Vorjahren, so zeigen internationale Erfahrungswerte, dass Mindestlohnsteigerungen in der erforderlichen Größenordnung mittelfristig ein realistisches Ziel sind. Von einer entsprechenden Anhebung der Mindestlöhne würden in der EU 25,3 Mio. Beschäftigten profitieren, davon 6,8 Mio. in Deutschland. Die Initiative der Europäischen Kommission verdeutlicht damit auch den politischen Handlungsbedarf in Deutschland, wo 60 % des Medianlohns einem Mindestlohn von ca. 12 € entsprechen. |