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Ganze Regale lassen sich inzwischen mit Abhandlungen und Analysen uber die vermeintlich zu sterben begonnen habende Gattung namens Musikvideo fullen. Kein Wunder, gibt es doch das bewegte Bild zur Musik, respektive die Musik zum bewegten Bild seit 1895 – spatestens aber seit 1927, als mit The Jazzsinger der Tonfilm in die Filmgeschichte Einzug gehalten hat. Seitdem ist uber die Wechselwirkung zwischen Film und Musik publiziert, sind Symbiosen konstruiert und verworfen sowie Bedeutungsebenen disziplinubergreifend von Soziologie uber Psychologie, Musik- und Filmwissenschaft gesponnen worden. Mit dem „onair“-gehen des ersten 24-Stunden-Musiksenders MTV am 1. August 1981 in New York wurde das Phanomen nicht nur zum Politikum, sondern auch zum ernstzunehmenden wirtschaftlichen Faktor. Der Titel Video Killed the Radio Star der britischen New Wave Band The Buggles avancierte als erster dort versendeter Clip gleichsam zum soziokulturellen Menetekel von Kulturpessimisten als auch zum hoffnungsvollen Pamphlet einer (beileibe nicht neuen) aber nun geballten und intensiven „Sichtweise“ auf die Musik. Ist man seither dem Videoclip gerecht geworden? Sicherlich! Auf allen erdenklichen Ebenen hat man sich ihm genahert, aber nicht, ohne auch vor ihm zu kapitulieren. Denn das Reflektieren uber das Verbinden von Ton und Bild scheint zu den alltaglichsten und doch schwierigsten kognitiven Leistungen zu gehoren. Wie schreibt Gertrud Koch treffend: „Die Musik versteht unsere Stimmung oftmals besser als wir sie selbst.“ (Koch 1996: 17) |