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In seinem ontologischen Beweis von 1970 geht der Mathematiker Kurt Gödel von einer Aufteilung aller Eigenschaften in positive und negative aus, um die Identität Gottes (im Sinne einer Wesensbestimmung) im Diskursuniversum fixieren zu können. Um diesen Anspruch in weiterer Folge durchzusetzen, definiert er Essenzen als notwendige Grundlage aller akzidentiellen Eigenschaften eines Objektes und notwendige Existenz als die weltenübergreifende Instanziierung dieser Essenzen. Diese Definitionen deuten einen untrennbar erscheinenden Zusammenhang von Eigenschaften, Identität und Existenz an. Ausgehend von den beiden Definitionen im ontologischen Beweis wird in dieser Arbeit die Verbindung von Eigenschaften und Identität in Gödels Philosophie besprochen. Zuerst wird das zugrundeliegende modallogische System vorgestellt, insbesondere hinsichtlich der in diesem System auftretenden Definitionen von Möglichkeit und Notwendigkeit. In weiterer Folge werden die drei wichtigsten historischen Vorgänger zu Gödels Beweis besprochen. Da Leibnizens Philosophie im Allgemeinen als größter Einfluss auf Gödel in Bezug auf dessen Übergang eines Möglichkeitsbeweises zu einem Notwendigkeitsbeweis gesehen wird, liegt der Schwerpunkt dieses Abschnitts auf Leibnizens Gottesbeweisen, vor allem in Hinblick auf die Möglichkeit der Existenz Gottes basierend auf einer widerspruchsfreien Zusammenstellung von Eigenschaften. Danach wird zuerst Gödels Verständnis von Eigenschaften, Notwendigkeit, Existenz und Identität anhand des Beweises von 1970 und den Notizen von 1941 besprochen, bevor näher auf den tatsächlichen Beweis und dessen gängigste Interpretationen eingegangen wird. Ausgehend von einer sehr kritischen Deutung des Beweises durch Sobel, welcher den Zusammenbruch der Modalität in Gödels System und somit der Grundlage des Beweises herausarbeitet, soll dargestellt werden, dass wenn in dem von Gödel geschaffenen Diskursuniversum jedes Existierende mit Notwendigkeit existiert (wie Sobel festhielt), aus Gödels eigenen Definitionen und Axiomen folgt, dass jedes existierende Objekt nur positive Eigenschaften hat und negative Eigenschaften nicht im Diskursuniversum instanziiert sind. Das Schlusskapitel widmet sich Gödels platonischer Deutung der Mathematik. Ziel dieses Abschlusses ist ein Erklärungsmodell anzudeuten, warum ein Mathematiker versucht ist, einen Gottesbeweis zu schreiben. |