Filmdiskussionen als (Forschungs-)Methode in der Sozialen Arbeit

Autor: Heidrun Schulze, Tanja Grendel
Rok vydání: 2020
Předmět:
Zdroj: Soziale Passagen. 12:115-134
ISSN: 1867-0199
1867-0180
DOI: 10.1007/s12592-020-00343-4
Popis: ZusammenfassungHäufig ist es für Jugendliche mit Fluchterfahrung nicht leicht, eigene Ausgrenzungserfahrungen zu thematisieren, was u. a. auf Deutungsmuster zurückzuführen ist, die auf gesellschaftlichen Macht- und Herrschaftsverhältnissen beruhen. Diese Deutungsmuster weisen Geflüchteten – im Gegensatz zu bereits etablierten Mitgliedern der Gesellschaft – eine marginalisierte Position zu, schreiben sich in die alltägliche Lebenspraxis ein und erwarten von den Adressat*innen die Übernahme identitärer Zuweisungen. Für eine emanzipatorische Bildung stellt sich die Herausforderung, wie eine Verständigung über die individuellen Lebensinteressen geflüchteter Jugendlicher und die potenziell verhindernden gesellschaftlichen Lebensverhältnisse, aber auch die Bewältigungsformen der Jugendlichen zur Sprache kommen können, ohne in eine aufklärerische Rekolonisierung abzudriften. Ausgehend von einem rekonstruktiven Praxis-Forschungs-Projekt in der Sozialen Arbeit zeigt der vorliegende Beitrag auf, wie Filmdiskussionen einen Zugang zu Diskriminierungs- bzw. Rassismuserfahrungen von jugendlichen Geflüchteten eröffnen. Am Beispiel einer transkribierten Filmdiskussion wird dokumentiert, wie sich Merkmale der Methode der Filmdiskussion – mit dem Film als Stimulus, einer narrativ orientierten Gesprächsführung und dem Gruppensetting – auf die Thematisierbarkeit subjektiver und kollektiver Erfahrungen von Ausgrenzung auswirken und Bildungsprozesse mit emanzipatorischem Potenzial initiieren können.
Databáze: OpenAIRE