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Im Verlaufe von Lebertransplantationen kommt es — verglichen zu anderen grosen Gefasoperationen — in einem relativ grosen Prozentsatz zu massiven Blutungen. Mehrere Ursachen sind hierfur verantwortlich: 1. Wahrend der langen Operationszeit (8–12 h) werden viele Gefase eroffnet und mehrere grose Gefase (Vena cava inf. et sup., Arteria hepatica, V. portae) anastomosiert. Gerade beim Vorliegen von anatomischen Veranderungen (wie z.B. bei der portalen Hypertension) konnen erhebliche chirurgisch-technische Schwierigkeiten auftreten, die den Blutverlust drastisch ansteigen lassen. 2. Patienten, die sich einer Lebertransplantation unterziehen mussen, weisen haufig einen schlechten Gerinnungsstatus mit niedrigem Quickwert, verlangerter PTT und verminderter Thrombozytenzahl auf. 3. Um die geschadigte Leber des Patienten zu entfernen und durch ein neues Organ zu ersetzen, mussen alle Lebergefase uber einen langeren Zeitraum unterbunden werden. Wahrend dieser sog. anhepatischen Phase konnen wichtige Gerinnungsfaktoren sowie Inhibitoren des Hamostasesystems nicht mehr produziert werden. Eine noch grosere Bedeutung scheint der Ausfall der „Clearance”-Funktion des Leber-RES zu sein. Letzteres eliminiert unter physiologischen Bedingungen die aktivierten Gerinnungsfaktoren aus dem Blutstrom. 4. Fallt das Herzminutenvolumen des Patienten nach Unterbindung der V. cava inf. zu sehr ab, mus — uber einen veno-venosen Bypass — Blut aus der unteren in die obere Korperhalfte gepumpt werden. Die Anwendung dieses extrakorporalen Kreislaufs geschieht in der Regel ohne Heparingabe. Auch wenn die Oberflachen des Systems mit Heparin beschichtet sind, wird man mit einer Aktivierung des Hamostasesystems rechnen mussen. 5. Die Perfusion des transplantierten anoxischen Organs nach abgeschlossener Anastomose fuhrt zu einer weiteren erheblichen prokoagulatorischen Stimulierung des Gerinnungssystems. |