Umgang mit Patientenverfügungen in Deutschland

Autor: S. Fleischer, A. Berg, S. Langer, R. Stuttmann, I. Stengel
Rok vydání: 2016
Předmět:
Zdroj: DMW - Deutsche Medizinische Wochenschrift. 141:e73-e79
ISSN: 1439-4413
0012-0472
DOI: 10.1055/s-0042-104038
Popis: Hintergrund und Fragestellung | Auch sechs Jahre nach dem im Jahr 2009 in Kraft getretenen „Dritten Gesetz zur Anderung des Betreuungsrechts“ wird die Patientenverfugung weiterhin kontrovers diskutiert. Die vorliegende Studie zeigt erstmals deutschlandweit die Sichtweisen leitender Intensivmediziner zur Umsetzung von Patientenverfugungen sowie ihre Erfahrungen zu diesbezuglichen ethischen Herausforderungen. Methode | Es erfolgte eine standardisierte, schriftliche Befragung aller deutschen Kliniken mit mehr als 300 Betten und einer anasthesiologisch gefuhrten Intensivstation mittels eines auf den Ergebnissen einer qualitativen Vorstudie basierenden Fragebogens. Dieser richtete sich an einen leitenden Intensivmediziner pro Klinik. Ergebnisse | Der Fragebogen wurde von 222/299 Arzten beantwortet (Rucklaufquote: 74,2 %). Trotz einer Vielzahl geauserter Probleme im Umgang mit Patientenverfugungen wird diese von 70,6 % (n = 154/218) der Intensivmediziner generell als hilfreich empfunden. 86,5 % (n = 185/214) der Befragten wunschen sich mehr therapiezielorientierte als masnahmenorientierte Patientenverfugungen. Zudem pladieren 95,9 % (n = 207/216) fur eine qualifizierte fachliche Beratung zu intensivmedizinischen Inhalten. In Bezug auf einen Behandlungsabbruch ist eine Akzeptanz des Selbstbestimmungsrechtes des Patienten sichtbar. Finale Extubation gemas dem Patientenwillen wird in 79,4 % (n = 173/218) der Kliniken durchgefuhrt; den Vorgang der finalen Extubation erleben 54,8 % (n = 113/206) der Arzte als belastend. Diskussion | Zukunftig sind geeignete unterstutzende Konzepte und Masnahmen zur Erstellung aussagekraftiger Patientenverfugungen und zu einer wirksamen Umsetzung im intensivmedizinischen Alltag notwendig.
Databáze: OpenAIRE