Welche Rückenschmerzpatienten profitieren von einer multimodalen Schmerztherapie? Eine komparative Kostenanalyse auf Basis von GKV-Routinedaten

Autor: H. Kulas, H.-H. Bleß, M. Steffens, G. Schiffhorst, U. Marschall, S. Behrendt
Rok vydání: 2016
Předmět:
Zdroj: Das Gesundheitswesen. 78:e120-e127
ISSN: 1439-4421
0941-3790
Popis: Ziel: Die multimodale Schmerztherapie (MMT) gilt als Goldstandard der Versorgung von Patienten mit chronischen Ruckenschmerzen. Die Kosteneffektivitat interdisziplinarer Verfahren wurde in diversen Studien belegt. Ziel der vorliegenden Studie besteht darin, jene Patientencharakteristika zu bestimmen, die unter MMT mit gunstigen Kostenverlaufen assoziiert sind. Angenommen wird, dass ein verbesserter Gesundheitszustand mit einer geringeren Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen einhergeht. Zudem sollen jene Ruckenschmerzpatienten ohne MMT identifiziert werden, bei denen ein gunstiger Kostenverlauf zu erwarten ware. Methodik: Auf Basis pseudonymisierter Routinedaten einer uberregionalen Krankenkasse wurden Ruckenschmerzpatienten mit MMT mit einem geeigneten Grouping-Verfahren identifiziert und je Ruckenschmerztyp eine Kontrollgruppe ohne MMT gebildet. Eine komparative Kostenanalyse (indikationsunspezifische Kosten) bestimmte jene MMT-Patienten, bei denen die patientenindividuellen kumulierten Gesamtkosten fur beide Postinterventionsjahre geringer waren als die mittleren kumulierten Gesamtkosten der Kontrollgruppe. Eine CART-Analyse identifizierte die statistisch bedeutsamen Merkmalprofile, welche mit diesen gunstigen Kostenverlaufen assoziiert sind. Die Kontrollpatienten, welche ebenfalls diese Profile aufwiesen, wurden schlieslich quantifiziert. Ergebnis: Es konnten 1 252 Patienten mit spezifischen Ruckenschmerzen sowie 767 Patienten mit Schmerzen aufgrund von Bandscheibenerkrankungen identifiziert werden, die eine MMT erhielten. Im Vergleich zu den Kontrollgruppen waren die posttherapeutischen indikationsunspezifischen Gesamtkosten der MMT-Patienten hoher. Fur rund die Halfte der MMT-Patienten je Schmerztyp liesen sich per definitionem gunstige Kostenverlaufe in den Folgejahren feststellen. Je Schmerztyp kennzeichneten die in diesem Sinne profitierenden Patienten insbesondere einen geringeren Schweregrad der Schmerzerkrankung, das Fehlen schmerzbezogener Hospitalisation sowie eine geringere (psychische) Komorbiditat im Vorjahr der Intervention. 58–65% der Ruckenschmerzpatienten ohne MMT wiesen diese Profile auf. Schlussfolgerung: Die entwickelte Methode ermoglicht die Identifikation von Ruckenschmerzpatienten, die vermutlich von einer MMT profitieren konnten. Die Studie verweist auf den Bedarf fur patientenindividuelles Schmerzmanagement und unterstreicht die Bedeutung, Patienten fruhzeitig in multimodale Programme zu integrieren.
Databáze: OpenAIRE