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Kommunen lassen sich, je nach Fachdisziplin des Wissenschaftssystems, unterschiedlich beobachten (vgl. Roth/Wollmann 1994; Schafers/Wewer 1996; Heitmeyer/DollaseBackes 1998; Nasmacher/Nasmacher 1999). Jede von ihnen sieht nur das, was sie anhand ihrer je spezifischen Unterscheidungen sehen kann. Das gilt auch fur die Soziologie, fur die wir im folgenden als Beobachter optieren. Da diese wiederum mehrere konkurrierende Paradigmen aufweist, gilt es zusatzlich darauf hinzuweisen, das wir als soziologischer Beobachter an die neuere Systemtheorie anschliesen (Willke 1989; Willke 1991; vgl. Kneer/Nassehi 1994; Luhmann 1997; Hohm 2000). Wir beobachten also die heutigen Kommunen der Bundesrepublik Deutschland als systemtheoretische Fremdbeobachter eines Subsystems des Teilsystems Wissenschaft (vgl. zum Folgenden auch Schaubild 1). Im Zentrum unseres ersten Kapitels stehen dabei die folgenden Fragen: a) lassen sich die Kommunen uberhaupt als autonome soziale Systeme im Unterschied zu anderen Typen sozialer Systeme beobachten, oder handelt es sich bei ihnen nur um Subsysteme der gesellschaftlichen Funktionssysteme Politik, Wirtschaft, Recht, Wissenschaft, Massenmedien etc.? Anders gefragt: gibt es die Kommune der Gesellschaft oder spezieller die Stadtgesellschaft (vgl. zu diesem Begriff Heitmeyer/Anhut 2000) ebenso wie die Wissenschaft, das Recht, die Kunst, Politik etc. der Gesellschaft, Nationalgesellschaften und die Weltgesellschaft (vgl. Luhmann 1990c; Luhmann 1993; Luhmann 1995; Luhmann 2000b; Luhmann 2000c)? b) An welche Formen der gesamtgesellschaftlichen Differenzierung schliesen die Kommunen als soziale Systeme an? c) Inwieweit stellen die Grosstadte das Paradigma moderner Kommunen dar? |