Kontextfaktoren der patient*innenseitigen Selbstregulation in der psychosomatischen Rehabilitation – eine Querschnittsanalyse vor Rehabilitationsbeginn

Autor: Rieka von der Warth, Matthias Rudolph, Jürgen Bengel, Manuela Glattacker
Rok vydání: 2022
Předmět:
Zdroj: Die Rehabilitation. 61:222-229
ISSN: 1439-1309
0034-3536
DOI: 10.1055/a-1865-1311
Popis: Zusammenfassung Ziel der Studie Kontextfaktoren sind ein zentrales Element der ICF und relevant für die Anamnese und Therapieplanung in der psychosomatischen Rehabilitation. Gleichzeitig ist wenig über die Zusammenhänge von Kontextfaktoren mit der patient*innenseitigen Selbstregulation, einem wichtigen Ziel der Rehabilitation, bekannt.Ziel dieser Studie ist es daher, im Kontext eines gesundheitspsychologischen Theoriemodells den Zusammenhang von Kontextfaktoren und dem subjektiven Krankheitskonzept als einem wichtigen Kernelement patient*innenseitiger Selbstregulation in der psychosomatischen Rehabilitation explorativ zu beschreiben. Methodik Zwischen April 2019 und Januar 2020 wurde in einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik eine querschnittliche Fragebogenstudie durchgeführt, bei der angemeldete Rehabilitand*innen mittels des Illness Perception Questionnaire (IPQ-R) hinsichtlich ihres subjektiven Krankheitskonzepts befragt wurden. Erhobene Kontextfaktoren wurden literaturbasiert in klinisch modifizierbar und nicht klinisch modifizierbar unterteilt und umfassten das Geschlecht, das Alter, die Erkrankungsdauer, den subjektiven sozialen Status, die Hauptdiagnose (dichotomisiert: F3/F4), die berufliche Belastung, die depressive Belastung sowie Aktivität und Partizipation (operationalisiert durch den Health-49). Zur Analyse wurden multiple Regressionen herangezogen, bei der die Skalen des IPQ-R als abhängige Variable dienten. Ergebnisse N=264 Rehabilitand*innen nahmen an der Befragung teil, 50% davon waren weiblich. Das Durchschnittsalter lag bei 50 Jahren. Bezüglich der nicht klinisch modifizierbaren Kontextfaktoren zeigte sich, dass ein jüngeres Alter mit höheren Kontrollannahmen einherging, jüngere Rehabilitand*innen aber gleichzeitig mehr Symptome aufgrund ihrer Erkrankung wahrnahmen. Eine längere Erkrankungsdauer zeigte einen Zusammenhang mit Annahmen zum chronischen Zeitverlauf der Erkrankung. Ein geringer sozialer Status wies Zusammenhänge mit geringeren Kontrollannahmen und mehr Annahmen zum zyklischen Zeitverlauf auf. Bezüglich klinisch modifizierbarer Kontextfaktoren zeigte sich, dass eine F3 Diagnose mit stärkeren Konsequenzerwartungen einherging, aber auch mit einer höheren wahrgenommenen persönlichen Kontrollierbarkeit als eine F4 Diagnose. Eine höhere berufliche Belastung war mit der Annahme eines eher chronischen Krankheitsverlaufs assoziiert. Eine eingeschränkte Aktivität und Partizipation ging mit höheren Konsequenzerwartungen sowie mehr wahrgenommenen Symptomen einher. Die depressive Belastung zeigte Zusammenhänge mit sechs von acht Domänen des subjektiven Krankheitskonzepts. Schlussfolgerung Die Studie legt die Relevanz von Kontextfaktoren für die patient*innenseitige Selbstregulation in der psychosomatischen Rehabilitation nahe. Interventionen zur Steigerung der Selbstregulation z. B. unter Berücksichtigung des subjektiven Krankheitskonzepts haben bereits vielversprechende Ergebnisse erzielt, auch im Kontext der Rehabilitation. Durch einen stärkeren Einbezug von Kontextfaktoren könnte der patient*innenorientierte Ansatz dieser Interventionen noch verstärkt werden.
Databáze: OpenAIRE