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Der ‚Wettlauf zum Mond‘ und die amerikanische Mondlandung waren im Kalten Krieg bedeutende symbolische Medienereignisse, die uber den Eisernen Vorhang hinweg synchrone, transnationale Kommunikationsraume schufen. Solche Medienereignisse verdichteten den Systemwettbewerb und machten ihn so fur die Menschen auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs wahrnehmbar und interpretierbar. Die Mondlandung lasst sich in einer mediengeschichtlichen Perspektive als eine Verflechtungsgeschichte des Kalten Krieges erzahlen, weil sie eine Geschichte der gegenseitigen transnationalen Beobachtung war: die Beobachtung der Raumfluge von Apollo 11 und Luna 15 sowie der wechselseitigen Reaktionen auf die Beobachtungen der ‚Anderen‘. Anhand der Mondlandung untersucht der Beitrag daher, wie die politischen Blocke die nationalen Offentlichkeiten und ihre Diskurse unter den polarisierten Bedingungen des Kalten Krieges miteinander verflochten. Im Mittelpunkt stehen dabei die jeweiligen Auslandskorrespondenten, die im Sinne Niklas Luhmanns Vorstellungen uber die jeweils andere Gesellschaft vermittelten. Es waren masgeblich die Korrespondenten, die zur gegenseitigen Beobachtung beitrugen und uber die jeweilige Fremdbeobachtung der ‚anderen‘ Seite berichteten. Daher wird gefragt, wie die Korrespondenten den Systemwettbewerb medial konstruierten, wie ihre Reportagen die Ereignisse durch die gegenseitige (Fremd-)Beobachtung politisierten, uber die sich die ideologischen Blocke annahern und abgrenzen konnten. Verdeutlicht werden soll, dass die offentliche, grenz- und blockuberschreitende Kommunikation Ereignisse zum einen konstituierte und zum anderen in der spezifisch binaren Kommunikationslogik des Kalten Krieges selbst zu einem Ereignis werden konnte. Dabei produzierten die wechselseitigen medialen Beobachtungen im Kalten Krieg konkurrierende Vorstellungen uber den ‚Anderen‘. Sie aber stellten bei aller Konkurrenz auch Relationen und Verflechtungen her, die mitunter die binare Logik des Kalten Krieges aufbrachen. |