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Im Untertitel ihres Buches »Eichmann in Jerusalem« spricht Hannah Arendt von der »Banalitat des Bosen«. An dieser Formulierung hat sich eine fortdauernde Diskussion entzundet, die jedoch den Zusammenhang und die Entwicklung des Denkens Arendts vielfach vernachlassigt. Wahrend sich die Diskussion auf die Formel von der Banalitat des Bosen konzentriert, last sich in Arendts Werken eine Verwandlung ihrer Konzeption des Bosen finden. Dieser Wandel fuhrt von der Beschreibung des »radikal Bosen« in »Elemente und Ursprunge totaler Herrschaft«, uber das »banale Bose« in »Eichmann in Jerusalem«, bis hin zum »Bosen als Mangel an Urteilskraft« in der unvollendeten Trilogie »Das Leben des Geistes« (eine Zusammenfassung der sich wandelnden Konzeption des Bosen bei Hannah Arendt findet sich bei Roland Henke1). Wo dieser Wandel bemerkt wurde, hat man ihn als Zusammenhanglosigkeit und als Zeichen des unsystematischen Ganzen des Werkes Arendts verstanden. Die gangigen Arendt-Interpretationen haben dabei vor allem ihr politisches Umfeld und Interesse im Blick, ihre Paria-Existenz im Zuge der Emigration aus Deutschland und den Einflus Martin Heideggers. Hier soll dagegen am Beispiel der Frage nach dem Bosen der vernachlassigte Einflus Karl Jaspers’ herausgestellt werden. Es gilt die Spuren der Jasperschen Philosophie in Hannah Arendts jeweiligen Konzeptionen aufzufinden — in dem Bewustsein einer moglichen Uberbetonung; im Jasperschen Sinne bleibt die Frage nach der Kommunizierbarkeit nicht vernachlassigt. |