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Ein Vergleich von Gehalts-Werten – vor allem fur die Procyanidine in Weisdorn-Drogen und -Zubereitungen – ist nur dann moglich, wenn Angaben zur verwendeten Analytik vorliegen. Damit ist auch klar, dass die Dosierung und Chargenkonformitat von Zubereitungen auch nur dann beurteilt werden kann, wenn das zur Qualitatsanalytik verwendete Verfahren bekannt ist. Werden mit anderen Verfahren abweichende Ergebnisse – beispielsweise zur Chargenkonformitat – erhalten, so ist dies nicht notwendigerweise als ein Qualitats-minderndes Ergebnis fur die untersuchten Proben zu betrachten. Dies ist besonders deshalb evident, weil Unterschiede im Polyphenolgehalt nicht notwendigerweise mit Unterschieden in der pharmakologischen und klinischen Aktivitat der Zubereitungen korrelieren, was pharmakologische und klinische Daten mit unterschiedlichen Weisdorn-Zubereitungen belegen (siehe beispielsweise [21]). Das steht auch in Einklang mit der grosen therapeutischen Breite von Weisdornzubereitungen. Da Procyanidine – besonders in Losung – sehr leicht oxidieren, komplexieren bzw. polymerisieren [1, 11, 22, 23], ist eine Stabilitatskontrolle besonders von flussigen Weisdornzubereitungen unabdingbar. So kann sich das Procyanidin-Spektrum einer solchen Zubereitung, aufgrund der fortschreitenden Polymerisierung von Procyanidinen wahrend der Lagerung, deutlich verandern [24, 25]. Krawczyk et al zeigten, dass in Crataegus-Extrakten nach einem Jahr keine Dimere mehr nachzuweisen waren, der Anteil oligomerer Procyanidine sank, wahrend der der polymeren Procyanidine zunahm [18]. Es kann mit dem derzeitigen Kenntnisstand jedoch nicht abgeschatzt werden, ob solche Anderungen Auswirkungen auf die Wirksamkeit entsprechender Zubereitungen haben. Wie bereits oben ausgefuhrt zeigt ein breites Spektrum verschiedener Weisdorn-Zubereitungen pharmakologische Aktivitaten und klinische Wirksamkeit. Weisdorn-Extrakte konnen daher als ein Prototyp der im Europaischen Arzneibuch neu beschriebenen “Quantified Extracts” angesehen werden. Bei dieser Gruppe von Extrakten werden fur die wertbestimmenden Inhaltsstoffe Gehaltsspannen vorgegeben. Diese Spannen mussen dann auch konsequenterweise im Rahmen der Laufzeitspezifikationen von Extrakten und Fertigprodukten berucksichtigt werden. Anders als bei den “Standardised Extracts” und “Other Extracts” ist daher im Rahmen von Stabilitatsuntersuchungen nicht auf den Startwert zu beziehen, sondern die auch fur die Freigabe relevante Gehaltsspanne uber die Laufzeit zu spezifizieren. Eine solche Vorgehensweise ist bisher in den Leitlinien “Note for guidance on stability testing of existing active substances and related finished products” (CPMP/QWP/122/02/corr.) und der “Note for guidance on quality of herbal medicinal products” (CPMP/QWP/ 2819/00) nicht umgesetzt, da bei Inkraftreten dieser Leitlinien die Gruppe der “Quantified Extracts” noch nicht im Arzneibuch implementiert war. Hier besteht dringend Revisionsbedarf. |