Die Wegwespe Cryptocheilus versicolor (Scopoli 1763) als Bewohner von Trocknungsrissen in Ackerflächen (Hymenoptera, Pompilidae)

Autor: Herrmann, Mike
Jazyk: němčina
Rok vydání: 2006
DOI: 10.26251/jhgfn.162.2006.261-282
Popis: Auf einem biologisch bewirtschafteten Bauernhof in Süddeutschland kommt die sonst seltene Wegwespe Cryptocheilus versicolor sehr häufig vor. Sie profitiert hier von der Strukturvielfalt und der extensiven Bewirtschaftung ohne Insektizide. Die Art hat im Untersuchungsgebiet wahrscheinlich partiell eine zweite, überlappende Generation. Bevorzugter Nistplatz sind Gras-Leguminosen-Äcker und Ackerränder, wo die Nester in Trocknungsrissen im lehmigen Boden angelegt werden. Diese Erdspalten werden von den Weibchen über lange Zeit, bei einem Tier mindestens zwei Wochen, als Nist- und Schlafplatz genutzt. Die Trocknungsrisse werden von den Männchen regelmäßig und sehr ausdauernd inspiziert. Hier gibt es zudem gemischte Schlafgesellschaften von Weibchen und Männchen. Ausgegrabene Nester waren meist mehrzellig und hatten 1 bis 6 Zellen in einer Tiefe von 3,8 bis 7 cm. Die Weibchen suchten Beutespinnen immer auf dem Erdboden laufend in Nähe ihres Nestes, bis zu einer maximalen Entfernung von 8,7 m. Bei der Jagd nach Beutespinnen werden vor allem Trocknungsrisse im Boden und die Basis von Grasbüscheln abgesucht. Hierbei benutzen sie über mehrere Tage feste Suchrouten. Die Dauer eines Beutesuch-Intervalls beträgt durchschnittlich 22 Minuten. Die mittlere Zeit bis zum Fang einer Spinne beträgt 467 Minuten. Nach dem Erbeuten einer Spinne laufen die Wegwespen zunächst zum Nest, um nach einer kurzen Inspektion zur Spinne zurückzukehren und diese dann rückwärts laufend zum Nistplatz zu zerren. Die Spinnen werden unterwegs meist mehrmals für kurze Orientierungsläufe abgelegt. Die Zeit für den Transport der Beute zum Nest beträgt zwischen 4,45 und 17 min. Nach dem Eintragen der Spinne bleiben die Wespen zwischen einer und über 2,5 Stunden im Nest. Die tägliche Aktivitätszeit der Wegwespen beträgt 5,5 bis 8,5 Stunden. Oft überlappen sich die Jagdreviere der Weibchen und es werden bei der Beutesuche auch fremde Nistspalten inspiziert. Ein Beutediebstahl durch Cryptocheilus-Weibchen oder eine Parasitierung durch Kuckucks-Wegwespen konnte nie beobachtet werden.
Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg, Bd. 162 (2006): Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg, 162. Jahrgang
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