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Ware es nach Friedrich Wilhelm I., dem »Soldatenkonig«, gegangen, sahe die Literaturgeschichte des 18.Jahrhunderts in Deutschland anders aus. Seine Soldatenwerber hatten ein Auge auf einen hunenhaften jungen Mann geworfen, der das Gardemas der »Langen Kerls«, der Elitetruppe des preusischen Konigs, besas. Doch der soeben zum Magister promovierte G. hatte andere Plane. Er entzog sich der Rekrutierung und floh aus Konigsberg nach Leipzig. Mit seiner Ankunft in der sachsischen Universitatsstadt (1724) beginnt fur G. eine steile Karriere als Gelehrter und Schriftsteller, die ihm schon bald den Ruhm eines deutschen Literaturpapstes einbringt. Erst um die Jahrhundertmitte wird seine Autoritat ins Wanken kommen, spater ins Gegenteil umschlagen: Gotthold Ephraim Lessings zornige Polemiken, Spott und Verachtung der jungeren Generation um Friedrich Gottlieb Klopstock, Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang Goethe pragen ein Bild G.s, das ihn als Vertreter eines altmodischen, pedantischen Klassizismus abstempelt. »Gottsched war nicht der Anfang eines neuen Zeitalters, sondern der Abschlus des alten«, resumiert noch der liberale Literaturhistoriker Hermann Hettner einhundert Jahre spater. |