Unterschiedliche psychosoziale Effekte unterschiedlicher Schichtsysteme
Autor: | Daniela Horn, Friedhelm Nachreiner, Anna Arlinghaus |
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Rok vydání: | 2019 |
Předmět: | |
Zdroj: | Zeitschrift für Arbeitswissenschaft. 73:203-213 |
ISSN: | 2366-4681 0340-2444 |
DOI: | 10.1007/s41449-018-00139-6 |
Popis: | In der Diskussion um beeintrachtigungsminimierende Schichtsysteme werden in der Forschung wie in der betrieblichen Praxis haufig langrotierte Systeme favorisiert, obwohl die vorliegenden Befunde eher fur kurzrotierte Systeme sprechen. Aus diesem Grunde wurde in dieser Studie Art und Umfang psychosozialer Beeintrachtigungen, wie z. B. der sozialen Teilhabe und der Work-Life-Balance, in Abhangigkeit von Rotationsgeschwindigkeit und Rotationsrichtung der Schichten nachgegangen. Dazu wurden vorliegende Daten einer schriftlichen Befragung bei 249 Schichtarbeitern in vier Chemiebetrieben aus zwei Unternehmen mit kurz vorwarts, lang vorwarts und lang ruckwarts rotierten Systemen (unter sonst vergleichbaren Bedingungen) analysiert. Die Ergebnisse der durchgefuhrten Varianzanalysen faktorenanalytisch gewonnener Kennwerte der Beeintrachtigung sowie Analysen der Haufigkeitsverteilungen zwischen den Schichtsystemen weisen ein klares und konsistentes Muster der sozialen Beeintrachtigungen auf: Schichtarbeiter in kurz vorwarts rotierten Schichtsystemen berichten systematisch uber geringere erlebte soziale Beeintrachtigungen als Schichtarbeiter in den langrotierten Systemen. Die starksten Beeintrachtigungen zeigen sich bei Beschaftigten in lang ruckwarts rotierten Systemen, wobei sich die Signifikanz der Unterschiede zwischen lang vorwarts und lang ruckwarts rotierten Systemen nicht in allen Fallen absichern lies. Die Ergebnisse unterstutzen damit die Hypothese, dass eine haufigere, wenn auch kurzere, Synchronisation von Arbeitszeit und arbeitsfreier Zeit mit dem sozialen Rhythmus der Gesellschaft unter kurz rotierten Systemen deutlich geringere aversive soziale Effekte produziert als die blockweise Desynchronisation durch lang rotierte Systeme. Die Befunde stimmen mit Ergebnissen anderer, weniger gut kontrollierter Untersuchungsanlagen uberein. Mogliche Konfundierungen der Ergebnisse mit anderen Faktoren, wie z. B. Arbeitszeitdauer oder unterschiedliche Tatigkeiten, konnen durch die Anlage der Untersuchung weitestgehend ausgeschlossen werden. Praktische Relevanz: Die praktische Relevanz der Ergebnisse liegt im Nachweis der deutlich geringer erlebten psychosozialen Beeintrachtigungen bei kurz vorwarts rotierter Schichtfolge, was dazu fuhren sollte, bei der Gestaltung von Schichtplanen zukunftig von lang rotierten und insbesondere von lang ruckwarts rotierten Systemen Abstand zu nehmen. Lang rotierte Systeme widersprechen damit aus theoretischen Uberlegungen wie aus empirischen Ergebnissen nicht den gesicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen und sollten daher vermieden werden. |
Databáze: | OpenAIRE |
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