Das Gottesverständnis bei Kant und sein Beitrag zur psychopathologischen Wahndefinition

Autor: Hannelore Findeis
Rok vydání: 2019
Předmět:
Zdroj: Der Nervenarzt. 91:808-813
ISSN: 1433-0407
0028-2804
DOI: 10.1007/s00115-019-00861-4
Popis: Das psychopathologische Wahnphanomen begegnet uns beinahe taglich im klinischen Alltag. Wahrend seine Diagnosestellung meist ohne Weiteres zu gelingen scheint, stellt die prazise Wahndefinition auch heute eine ernste Herausforderung dar. Es soll daher gepruft werden, ob und in welcher Form der Gottesbegriff Kants und sein Beweis Gottes einen Beitrag zur Definition von Wahnphanomenen leisten kann. Mithilfe der Primarliteratur Kants wird zunachst der Gottesbegriff und die besondere Stellung des Seins als Pradikat erarbeitet. Mit Kants Kritik der reinen praktischen Vernunft werden sein Argument fur die Existenz Gottes erlautert und verschiedene Annaherungen zu einer formalen Wahndefinition dargestellt. Es kann gezeigt werden, dass es zahlreiche Hinweise gibt, den Wahn formal zu definieren. Kant liefert eine formal-logische Begriffserklarung des Gottesbegriffs; sein Beweis Gottes jedoch ist ein praktisch-moralischer. Ein formales Moment in der Definition von Wahn scheint hilfreich zu sein. Jaspers’ inhaltliches Kriterium sollte als nicht notwendig kritisch diskutiert werden. Der formal-logische Begriff Gottes bei Kant, nicht aber sein inhaltlich-praktisch erklarter Gottesbeweis, kann in Form einer Dimension des Konditionalen einen Beitrag zur Wahndefinition leisten.
Databáze: OpenAIRE